© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/17 / 06. Oktober 2017

Meldungen

Internetsucht: Aufklärung durch Molekulargenetik?

ULM. Obwohl bei exzessiver Internetnutzung alle Symptome auftreten, die in der Suchtforschung bei Rauchern, Alkoholikern und Drogenabhängigen bekannt sind, ist dies bisher nicht als „Sucht“ anerkannt. Wissenschaftler sprechen bei Kontrollverlusten oder Entzugserscheinungen maßloser Nerds von „problematischer Internetnutzung“. Eindeutigere Zuordnungen lassen sich für Christian Montag, Professor für Molekulare Psychologie in Ulm, aus molekulargenetischen Untersuchungen gewinnen (Forschung, 2/17). In der Alkoholismusforschung sei eine genetische Variante bekannt, die mit reduzierter Dopamin-Rezeptordichte in belohnungsverarbeitenden Hirnarealen einhergeht. Diese Gehirn-Dysfunktion trete gehäuft auch bei Internetsüchtigen auf, so daß ihre Abhängigkeit mit empirischer Evidenz als Sucht einzustufen wäre, wenn nicht „Überlappungen“, etwa mit Depressionen, weiterhin unklare „Störungsbilder“ liefern würden. (bd)

 www.uni-ulm.de





Schweinswale in Gefahr: Verluste in der Ostsee

KIEL. 2016 war kein gutes Wal-Jahr. An Schleswig-Holsteins Küsten fanden sich 318 tote Schweinswale – mehr als jemals zuvor, wie der Walschutzverein (WDC) meldet. Während in der Nordsee, trotz der Rekordzahl von 102 Sylter Totfunden, die Verlust­rate sinke, sei sie in der Ostsee, wo noch 500 kleine Zahnwale leben, so hoch wie nie. Von 33 Kadavern, die an der Tierärztlichen Hochschule Hannover untersucht wurden, sind nur zehn als Beifang im Fischernetz verendet. Mehr als die Hälfte fiel Parasiten zum Opfer, was die WDC mit der Verschmutzung ihres Lebensraums erklärt. Ein Schweinswal starb infolge eines Gehörschadens, verursacht von Schiffslärm, Minensprengungen oder Baustellen der Offshore-Windkraftanlagen. Sieben Tiere wiesen Verletzungen auf, die ihnen neu in der Ostsee auftauchende Delfine zugefügt hatten. (li)

 www.whales.org





Umwelthilfe nimmt Bioplastik ins Visier

Radolfzell. Die als Abmahnverein von der Kfz-Branche gefürchtete Deutsche Umwelthilfe (DUH) macht gegen Bioplastik mobil. Immer öfter würden Plastiktüten, Trinkbecher oder Kaffeekapseln als „biologisch abbaubar“, „kompostierbar“ oder „aus nachwachsenden Rohstoffen“ beworben. „Viele Produkte und Verpackungen aus Bioplastik weisen in der Gesamtbetrachtung keine ökologischen Vorteile im Vergleich zu solchen aus fossilem Rohöl auf und bringen oft sogar neue Probleme mit sich“, so die DUH. Deswegen habe die DUH „irreführende Werbung“ bei Danone, den Bioplastiktüten von Aldi und Rewe oder Einwegbechern in Fußballstadien juristisch stoppen lassen. (fis)

 www.duh.de





Erkenntnis

„Daß ein teurer Reifen immer ein besserer Reifen oder ein guter Reifen ist, das stimmt so nicht. Neu ist aber, daß preisgünstige Zweitmarken aus im Prinzip dem gleichen Haus die teureren Hauptmarken vom gleichen Konzern überholen.“

Johannes Boos, Sprecher des ADAC