© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/17 / 13. Oktober 2017

DVD: Das Parfüm von Yvonne
Erinnerung an eine Affäre
Werner Olles

Während der Sommerfrische in einem französischen Luxushotel unweit der schweizerischen Grenze begegnen sich Ende der 1950er Jahre der verträumte junge Victor (Hippolyte Girardot) und die attraktive junge Schauspielerin Yvonne (Sandra Majani). Während Victor sich seiner Einberufung zum Militärdienst entziehen will – der Algerienkrieg ist auf seinem Höhepunkt –, träumt Yvonne vom Kino- und Starruhm. Yvonnes väterlicher Freund, der homosexuelle und leicht exzentrische Arzt René Meinthe (Jean-Pierre Marielle), verwickelt die drei in einen melancholischen Liebesreigen, der in ambivalenter Offenheit endet. Denn Victor möchte Yvonne zu seiner Ehefrau machen, doch nach einem Besuch bei ihrem Onkel (Richard Bohringer) bleibt sie für ihn unauffindbar.

Ein halbes Jahr später trifft er René in einem Bistro und wird von ihm zu einer Autofahrt eingeladen. Unterwegs hält René plötzlich an und befiehlt Victor auszusteigen, dann rast er vorsätzlich in den Tod. Während sein Wagen in Flammen aufgeht, denkt Victor an die Zeit mit Yvonne zurück, die er nie wieder gesehen hat …

Patrice Lecontes „Das Parfüm von Yvonne“ (Le parfum d’Yvonne, Frankreich 1994) ist ein Film, der mehr an Stimmungen interessiert ist, als an der Handlung. Atmosphärisch reizvoll und treffend in der Milieubeschreibung, schafft er mit seinem eigenwilligen Erzählrhythmus ein Flair von eleganter Noblesse mit einem Schuß Morbidität und Erotik. Daß er sich gelegentlich aber in zuviel Pathos und Schönheit verliert, ist vor allem Lecontes Drehbuch geschuldet, das er nach dem Roman „Villa triste“ von Patrick Modiano verfaßte.

Zwar erreicht der Regisseur, dem einige Jahre zuvor mit „Die Verlobung des Monsieur Hire“ (1989) und „Der Mann der Friseuse“ (1990) zwei großartige Filme gelungen waren, in Tragik und Humor geschickt ausbalanciert, in einzelnen Szenen eine beeindruckende Dichte. Doch Lecontes handwerkliches Geschick kann letztlich nicht über die eigenartige Mischung aus Oberflächlichkeit, Banalität, Kitsch und Virtuosität hinwegtäuschen. Aus Problemen macht Patrice Leconte eine Art manieristische Stilform, und so hinterläßt sein Film „Das Parfüm von Yvonne“ einen schalen Nachgeschmack. 

DVD/Blu-ray: Das Parfüm von Yvonne. Pidax Film 2017, Laufzeit etwa 89 Minuten