© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/17 / 13. Oktober 2017

Frisch gepresst

Big Data. Hätte der deutsche Verlag den Buchtitel nicht vom einem brisanten politischen zu einem Mathe-Fachbuch entschärft, könnte Cathy O’Neil auch hierzulande vorn auf der Verkaufsliste stehen. Die Autorin ist zwar promovierte Harvard-Mathematikerin, doch in den USA ist „Weapons of Math Destruction. How Big Data Increases Inequality and Threatens Democracy“ seit Monaten das meistverkaufte Buch in der Kategorie Überwachungsstaat und Dauergast auf der New York Times-Bestsellerliste. Obwohl demokratisch gesonnene Ex-Hedgefonds-Managerin, führt Cathy O’Neil die Niederlage Hillary Clintons nicht auf einen Angriff Putinscher Algorithmen, sondern zum Teil auf die Big-Data-Gläubigkeit ihres Wahlkampfteams zurück. Doch geht es O’Neil nicht um Weltpolitik, sondern um die Frage: Was bedeutet es für Normalbürger, wenn Staat und Privatfirmen immer mehr über ihre Untertanen und Kunden wissen? Ihre Antwort lautet: nichts Gutes! Auch in Deutschland werden künftig Behörden oder Firmen vermehrt nutzen, was der gläserne Bürger preisgegeben hat. Vieles wird dann unter „Jamaika“ ganz nach Maasschem Vorbild windschnittig mit Abwehr von Steuerhinterziehung, gegen „Hetze“ oder mit dem alle Mittel rechtfertigenden „Kampf gegen Rechts“ begründet werden. (fis)

Cathy O’Neil: Angriff der Algorithmen. Wie sie Wahlen manipulieren, Berufschancen zerstören und unsere Gesundheit gefährden. Carl Hanser Verlag, München 2017, gebunden, 346 Seiten, 24 Euro





Ösi-Antifa. Der Wiener Publizist Hans-Henning Scharsach zeigt sich ganz offen. In einem „persönlichen Nachwort“ gesteht er ein: In Diskussionen werde er immer wieder gefragt, warum er „gegen die FPÖ“ schreibe. Dabei schreibe er doch nur für die in der „Verfassung verankerte Verpflichtung, alle Spuren des Nationalsozialismus aus Gesellschaft und Politik zu tilgen“. Im Fadenkreuz: Heinz-Christian Strache und seine von „deutschnationalen schlagenden“ Burschenschaftern „dominierte“ FPÖ. Nun ist es keine Neuigkeit, daß das Dritte Lager lange vor Strache Schnittmengen mit den national-freiheitlichen Verbindungen Österreichs hatte. Doch es stehen Nationalratswahlen vor der Tür. Zeit für Scharsach, erneut den Blick in die „finstersten Keller der ewiggestrigen Hitler-Nostalgiker und der unversöhnlichen Hetzer gegen Juden, Zuwanderer und Muslime“ zu werfen. (ctw)

Hans-Henning Scharsach: Stille Machtergreifung. Hofer, Strache und die Burschenschaften. Verlag Kremayr & Scheriau, Wien, 2017, gebunden, 240 Seiten, 22 Euro