© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/17 / 20. Oktober 2017

Streit um muslimischen Feiertag
Testendes Vortasten
Martin Lohmann

Cui bono? Wem nützt es? Warum denkt ausgerechnet ein CDU-Innenminister laut darüber nach, ob Deutschland nicht auch muslimische Feiertage brauche. Nun gut, lautes Nachdenken hat sich in Merkels Partei schon mehrfach als gezielt strategisches Kalkül entpuppt. Stichwort „Homoehe“: Nachdem die Vorsitzende durch Testballons wußte, daß sie keinen Widerspruch von den Kirchen fürchten mußte, konnte sie den „Zufall“ bei einer Frauenzeitschrift folgenvoll starten. 

Aber was will der protestantische ehemalige Jesuitenschüler de Maizière nun? Vielleicht auch nur „testen“? Und siehe da: Es klappt. Der Applaus kommt schon huldvoll angerauscht, etwa aus dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Und niemand fragt, was denn der Inhalt eines muslimischen Feiertags sein könnte und ob das zur christlich-jüdischen Prägung des Landes paßt. Deutschland hat keine islamische Prägung, auch wenn die christliche vielfach vergessen scheint. Weihnachten, Ostern und Pfingsten können alle genießen. Den freien Sonntag übrigens auch.

Niemand verbietet andere religiöse Feste hierzulande. Doch bevor wir über neue offizielle Feiertage nachdenken, sollten wir uns dafür einsetzen, daß Christen in muslimischen Ländern wenigstens jene Rechte genießen wie Muslime ganz selbstverständlich und zum Glück im (noch) christlich geprägten Deutschland.