© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/17 / 20. Oktober 2017

Einz pluss zwai macht fumf
Bildungsstudie: Das Niveau der Grundschüler sinkt / Migration mitverantwortlich
Ronald Berthold

Mit den Bildungsstandards von Viertkläßlern geht es in den grundlegenden Fächern Deutsch und Mathematik bergab. Es gilt die Faustregel: Je mehr Kinder mit Migrationshintergrund desto schlechter das Leistungsvermögen. Das ist das Ergebnis einer vergleichenden Untersuchung des „Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen“ (IQB). Zuletzt hatte das IQB die Standards fünf Jahre zuvor untersucht.

Zwei Auffälligkeiten stechen sofort ins Auge. Erstens: Seit ein grüner Ministerpräsident Baden-Württemberg regiert, geht es in dem einstigen Vorzeigeland mit dem Wissensstand der Kinder dramatisch in den Keller. Das „Ländle“ stürzte in der Kategorie „Lesen“ sogar auf den viertletzten Platz. Nur Nordrhein-Westfalen, Bremen und Berlin liegen dahinter. Die grün-rote Landesregierung unter Winfried Kretschmann hatte 2012 die Gemeinschaftsschule eingeführt. Es folgten umstrittene pädagogische Konzepte wie „Schreiben nach Gehör“. Die nun mitregierende CDU macht diese Reformen für den Niedergang mitverantwortlich. Außerdem dürfte in dem südwestlichen Bundesland auch die ethnische Verschiebung eine Rolle spielen. Der Anteil von Viertkläßlern mit Migrationshintergrund liegt dort bereits bei 45 Prozent – elf Punkte über dem Bundesdurchschnitt.

Zweitens: Die aufgrund ihres Wahlverhaltens zuletzt vielgeschmähten Sachsen liegen mit Bayern ganz vorn. Beide Länder wiesen bei der Bundestagswahl jeweils die Spitzenwerte bei den AfD-Stimmen in Ost- und Westdeutschland aus. Nun stellt sich heraus: Die Kinder dort können deutschlandweit am besten schreiben, zuhören und rechnen.

Dritte Erkenntnis: Mit den Ergebnissen der IQB-Studie hat die Einwanderungsproblematik nun auch offiziell das Bildungswesen erreicht. Den steigenden Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund führt die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, Susanne Eisenmann, – wenn auch etwas verschwurbelt – ganz offen als Grund für das Nachlassen des Niveaus an. Die CDU-Politikerin erklärte: „Wir müssen zur Kenntnis nehmen, daß unsere bisherigen Antworten auf die größere Heterogenität der Schülerschaft unzureichend sind.“

In der Studie selbst, die ein Ansteigen der Viertkläßler mit Migrationshintergrund im Zeitraum von nur fünf Jahren von 25 auf 34 Prozent feststellt, heißt es ähnlich politisch korrekt: „Im Fach Deutsch bestehen im Jahr 2016 in allen untersuchten Kompetenzbereichen signifikante Nachteile für Kinder aus zugewanderten Familien.“ Und: „Im Fach Mathematik bestehen im Jahr 2016 ebenfalls Kompetenzunterschiede zuungunsten der Kinder mit Zuwanderungshintergrund.“ Im Klartext: Migrantenkinder ziehen den Durchschnitt deutlich nach unten.

Besonders deutlich wird dies beim Schlußlicht Bremen. Hier sind inzwischen 52,5 Prozent der Viertkläßler nichtdeutscher Herkunft – wenigstens das ist Spitzenwert in Deutschland. 40 Prozent der Kinder an der Weser erreichen in der Rechtschreibung nicht einmal die Minimalanforderungen.

Jedes dritte Kind versteht kaum, was der Lehrer meint

Allerdings dürfte es in den kommenden Jahren noch schlimmer werden: Den Leistungsstand der Flüchtlingskinder, die seit 2015 in großer Zahl nach Deutschland kommen, haben die IBQ-Forscher nicht abgebildet. Denn sie untersuchten nur die Schüler in den Regelklassen. Die Neuankömmlinge wurden zu diesem Zeitpunkt aber noch in den sogenannten „Willkommensklassen“ unterrichtet.

Bundesweit erreichten 2011 bei der Rechtschreibung noch 65 Prozent der in Deutschland lebenden Grundschüler in der vierten Klasse das Regelniveau. Im neuen Untersuchungsjahr 2016 waren es lediglich 55 Prozent. Umgerechnet auf die Schulzeit hinken die heutigen Viertkläßler denen von vor fünf Jahren nun um vier Monate hinterher – eine „ungünstige Entwicklung“, wie es der Bericht sehr nüchtern nennt.

Auch beim Zuhören, wo der passive Sprachschatz die Hauptrolle spielt, geht es dramatisch nach unten. Nur noch etwas mehr als zwei Drittel sind in der Lage, den geforderten Standard zu erfüllen. 2011 waren es noch drei Viertel. Das heißt: Jedes dritte Kind versteht nicht richtig, was der Lehrer überhaupt von ihm möchte.