© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/17 / 20. Oktober 2017

Zwischen Reichstag und Kanzleramt
Mehr als Schall und Rauch
Paul Rosen

Wenn Eltern ihren neugeborenen Kindern Namen geben, ahnen sie oft nicht, welche Unzufriedenheit sie damit eines Tages auslösen können. Ein aktueller Fall ist die frisch in den Bundestag gewählte FDP-Generalsekretärin Nicola Beer, die mit zweitem Vornamen Gertrud heißt, was sie offenbar nicht schön findet. Jedenfalls teilte das Tagungsbüro des Bundestages mit, Frau Beer habe ihren Eintrag in die Namensliste der Bundestagsmitglieder ändern lassen, „Gertrud“ sei gestrichen worden. 

Daß Vornamen mehrfach korrigiert werden mußten, hat damit zu tun, daß Namen und  Daten zunächst aus den Melderegistern übernommen werden. So hat der FDP-Abgeordnete Hartmut Heinrich Wilhelm Ebbing plötzlich drei Vornamen, obwohl ihm Hartmut reicht. Die Hamburger FDP-Abgeordnete Katja Suding ließ den weiteren Vornamen Rita streichen. 

Einigen Abgeordneten fehlen ihre Professorentitel, etwa Axel Gehrke (AfD) und Patrick Sensburg (CDU), die von der Bundestagsverwaltung nachgetragen wurden. Elisabeth Paus von den Grünen möchte lieber Lisa heißen, und Agnes Brugger (Grüne) legt wert auf den fremdartig klingenden Vornamen Agnieszka. Auf den zweiten Vornamen Loulou verzichtet Josephine Ortleb (SPD). Und der AfD-Abgeordnete Gerhard Helmuth Berengar Elsner von Gronow ließ sich kürzer als Berengar Elsner von Gronow in die Liste eintragen, wofür ihm die Bundestags-Protokollanten dankbar sein dürften. 

Rechtzeitig vor der konstituierenden Sitzung des Bundestages am 24. Oktober liegt inzwischen das erste Abgeordneten-Verzeichnis vor. Es handelt sich um „Kürschners Volkshandbuch“ des Deutschen Bundestages, seit Jahrzehnten ein unverzichtbares Taschenbuch für jeden, der mit dem Politik-Betrieb zu tun hat. Der Verlag hat es geschafft, im Eiltempo eine „Vorab-Auflage“ im DIN-A4-Format mit Fotos und einigen wichtigen Daten aller 709 Abgeordneten herauszubringen. Die Liste beginnt mit dem Diplom-Agraringenieur Michael von Abercron (CDU) und endet mit der Gewerkschaftssekretärin Sabine Zimmermann (Linke). Irgendwelche Schnitzer bei den Namen waren bei der ersten Durchsicht nicht feststellbar, und auch bei der Grünen-Abgeordneten Brugger, von der zu erfahren ist, daß sie 1985 in Legnica, dem früheren Liegnitz, geboren ist und als Beruf Studentin angibt, ist der Vorname Agnieszka ausgewiesen. 

Beim Blick auf die Bilder der 709 Bundestagsabgeordneten fallen die Politprofis sofort auf. Sie waren vorher beim Stylisten, die Paßbilder fertigten Fotografen an. Viele AfD-Abgeordnete fallen schon beim ersten Blick auf: Sie waren beim Friseur, nicht beim Stylisten, und so manches Foto könnte seinen Ursprung im Paßbildautomaten am Bahnhof Friedrichstraße haben. Veraltet ist das Vorab-Exemplar allerdings schon vor der ersten Sitzung. Der Austritt von Frauke Petry aus der AfD-Fraktion wurde noch berücksichtigt, der von Mario Mieruch noch nicht. Bernd Buchholz (FDP) findet sich noch als neu gewähltes Mitglied des Bundestages in der Liste; inzwischen verzichtete er auf die Annahme des Mandats.