© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 44/17 / 27. Oktober 2017

Blick in die Medien
Fiktion trifft Realität
Tobias Dahlbrügge

Es gibt keine No-go-Areas in Deutschland“, wird uns immer wieder von verantwortlicher Seite versichert. Die gegenteilige Realität wurde ausgerechnet durch das ZDF dokumentiert – allerdings unfreiwillig. Bei Dreharbeiten für die Krimiserie „Heldt“, in der Hauptdarsteller Kai Schumann den Kommissar Nikolas Heldt spielt, geriet das Filmteam an einem Brennpunkt für Drogenkriminalität in Gefahr.

Dealer und Junkies fühlten sich gestört und bedrohten die Komparsen und Kameraleute. 

Am Ebertplatz, zwischen Kölner Dom und Zoo, unweit des Rheins gelegen, baute die Produktionsgesellschaft Sony Pictures am späten Abend ihr Set auf. Vorgesehen waren Dreharbeiten bis 4 Uhr früh. Doch schon um kurz nach Mitternacht mußte das Team die Aufnahmen abbrechen und den Notruf wählen.

Die Dealer und Junkies, die sich dort täglich versammeln, fühlten sich offenbar von Lampen und Kameras gestört und bedrohten Kameraleute und Komparsen massiv. Vor allem die Darstellerinnen, die als Prostituierte auftreten sollten, wurden in Angst versetzt. Die Sicherheitsleute, die eigentlich dafür sorgen, daß keine Passanten durchs Bild laufen, konnten die Situation nicht unter Kontrolle bringen. Die Polizei mußte das Filmteam schließlich vor Gewalt schützen. Laut Kölner Polizei ist der Ebertplatz ein Kriminalitätsschwerpunkt der Domstadt. Mitte Oktober starb an selber Stelle ein 22jähriger bei einer Messerstecherei unter Afrikanern.

Die Anwohner fordern schon lange, daß endlich etwas gegen die ausufernde Kriminalität und Belästigung unternommen wird. Kölns Polizeipräsident Uwe Jacob sagt dazu, daß „Polizeipräsenz allein das Problem nicht lösen“ kann.

Die ZDF-Crew drehte die Krimi-Szenen an einem ungefährlicheren Ort nach. Den Ebertplatz wollen die Filmproduzenten vorläufig meiden. Zuviel Realität ist einfach nichts für einen Krimi. Dabei hätten sie doch einfach nur „eine Armlänge Abstand“ halten müssen.