© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 44/17 / 27. Oktober 2017

Meldungen

Das Gerede von der Wüstenbildung beenden

BERLIN. Die Entwicklungsexpertinnen Karen Brock und Camilla Toulmin haben gefordert, man solle das „Gerede von der Wüstenbildung“ aufgeben und lieber erprobte lokale, von „Millionen agrarischen Kleinunternehmern“ getragene Strategien im Umgang mit den ökologischen Problemen der Trockengebiete unterstützen. Die zentralstaatlichen Interventionen, die nicht zuletzt dazu dienten, der nomadischen Bevölkerung das Land zu nehmen, gehen nach Ansicht der Expertinnen an regionalen Bedürfnissen vorbei. Die UN-Umweltpolitik hat sich 1994 mit ihrer Übereinkunft zur Bekämpfung der Wüstenbildung „auf gravierende Art und Weise von der Wissenschaft abgekoppelt“. Weil man dem „Mythos Desertifikation“ erlegen sei, setzten Uno und Sahel-Staaten auf zentrale Großprojekte, wie die Schaffung einer Saharaweiten „Großen Grünen Mauer“ (Welt-Sichten, 7/17). (li)

 www.welt-sichten.org




Naturschutzziel nur sehr eingeschränkt erreichbar

BONN. Mit ihrer Biodiversitätsstrategie 2007 will die Bundesregierung bis 2020 den Anteil der „Wildnis“ in Deutschland von 0,6 auf zwei Prozent der Landesfläche erhöhen. Für den Dresdner Umweltrechtler Rainer Wolf suggeriert dieses Schutzziel eine Chance zur Rückkehr zu einer unbeeinflußten Natur. Selbst bestehende Nationalparks könnten in diesem Umfeld dem europaweit gültigen Leitbild „Wildnis“ nicht entsprechen. Am deutlichsten zeige sich dies im Nationalpark Sächsische Schweiz, wo die Dichte zulässiger Nutzungen eine störungsfreie Wildnisentwicklung im Sinne des Naturschutzes nicht zulasse. Ähnliches gelte für andere Nationalparks. Nur der Bayerische Wald komme dem Ideal näher, obwohl auch hier der strenge Prozeßschutz für typische Waldflächen modifiziert wurde, um die Ausbreitung des Borkenkäfers einzudämmen (Natur und Recht, 8/17). (ck)

 biologischevielfalt.bfn.de




Tierwohl: Einführung eines neuen Gütesiegels

BERLIN. Ab 2018 soll, zunächst für Schweinefleisch, mit der Markt­einführung eines Siegels „Tierwohl“ begonnen werden, um artgerechtere Tierhaltung zu fördern und den üblen Ruf der auf Massentierhaltung basierenden Agrarindustrie zu verbessern. Der bisherige Agrarminister Christian Schmidt (CSU) setzte dafür auf freiwillige Selbstkontrolle. Wenn die deutlich über gesetzlichen Vorgaben liegenden Haltungsstandards, die für Schweine etwa ein Drittel mehr Platz als bisher fordern, erfüllt sind, rechtfertigt das Tierwohl-Siegel einen Preisaufschlag von 20 Prozent. Ob deutsche Kunden angesichts eines Fleischüberangebots diesen Preis zahlen, ist jedoch ungewiß (Mensch&Tier, 3/17). (dm)

 tierwohl-staerken.de





Erkenntnis

„Von heute auf morgen auch die Braunkohlenutzung und -verstromung abzuschaffen, die ein heimischer Energieträger ist, das ist vollkommen verrückt.“

Peter Ramsauer, CSU-Bundestagsabgeordneter und ehemaliger Bundesverkehrsminister