© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 45/17 / 03. November 2017

Alexander Mitsch führt die innerparteiliche konservative Opposition in der CDU/CSU an
Ohne Furcht und Tadel
Jo Harpen

Es war vor drei oder vier Jahren, als Alexander Mitsch in Duisburg unterwegs war und zufällig in den Stadtteil Marxloh geriet. Der ist bundesweit bekannt, weil hier eine islamische Parallelgesellschaft um eine Großmoschee herum unübersehbar geworden ist. Der Gedanke, der Mitsch damals durch den Kopf schoß: „Ich möchte nicht, daß Deutschland so wird.“

Die Begeisterung für Helmut Kohl und der von Linksextremisten betriebene Kampf gegen den Nato-Doppelbeschluß motivierte den in Südwestdeutschland geborenen, heute 49jährigen, 1985 der CDU beizutreten, um selbst in politische Schlachten zu ziehen. Öffentlich als „Kriegshetzer“ beschimpft, engagierte er sich fortan in der Union, der er bis heute treu blieb. „Ich wußte damals, ich bin auf der richtigen Seite“, beschreibt er diese wilden Zeiten. Ein Gedanke, den er jetzt so nicht mehr formulieren mag: „Ich weiß heute oft nicht mehr, wofür die CDU noch steht.“

Dennoch kämpft der Diplom-Kaufmann an der Spitze der „WerteUnion“, des bundesweiten Dachverbandes konservativer Kreise in CDU und CSU. Die sind inzwischen in 14 Landesverbänden organisiert, sagt Mitsch nicht ohne Stolz. Zur AfD wechseln, wie viele andere aus der Partei, will er nicht: „Ich habe mich in der Union immer wohlgefühlt. Wie bei einer Ehe geht man nicht gleich, wenn es Probleme gibt.“ Zudem habe er ein anderes Menschenbild als manche in der AfD: „Ich lehne Einwanderer nicht grundsätzlich ab, erwarte aber, daß sie sich einbringen, unsere Werte und Kultur annehmen.“ Dennoch warnt der Vater zweier Kinder davor, die AfD „pauschal zu verurteilen“.

Daß der frühere nordbadische JU-Bezirksvorsitzende heute die Unzufriedenen in CDU und CSU anführt, war genaugenommen bloß ein Zufall. Bei einem ersten Sondierungsgespräch der Altstipendiaten in der Konrad-Adenauer-Stiftung wurde gefragt, wer ein Gründungstreffen des Dachverbands konservativer Unions-Kreise organisieren könne. Alexander Mitsch hob die Hand. Und auf einmal wurde er medial zum Gesicht der neuen innerparteilichen Oppositionsbewegung. Diesen Anspruch füllt er inzwischen mit großem Engagement tatsächlich aus.

Aber wie groß ist die Chance, daß sich in „Muttis“ sogenannter Volkspartei der Mitte wirklich Gravierendes ändert? Nach dem schwächsten Ergebnis bei einer Bundestagswahl nach 1947 machen alle weiter wie bisher. Merkel, Tauber, Kauder, Altmaier – sie alle kleben an ihren Sesseln.

„Wir sind ein Netzwerk, vereint von der Vision eines geistig-moralischen Wandels“, beschreibt Alexander Mitsch, was ihn und seine Mitstreiter eint. Und konkret: „Wir sind patriotisch, freiheitlich, christlich und konservativ!“ Oder, wie das politische Naturtalent mit einer gehörigen Portion Selbstbewußtsein formuliert: „Wir sind die CDU von morgen!“