© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 45/17 / 03. November 2017

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Universität sagt Vortrag von Rainer Wendt ab 

FRANKFURT/MAIN. Die Goethe-Universität in Frankfurt hat eine Veranstaltung zum Thema Einwanderungsgesellschaft mit dem Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, abgesagt. Begründet worden sei dies mit Sicherheitsbedenken nach angekündigten Protesten linksradikaler Gruppierungen, so die Gewerkschaft. Nach Informationen der Frankfurter Rundschau begründete die Universität die Absage von Wendts Vortrag mit einer neuen inhaltlichen Ausrichtung der Veranstaltungsreihe. Die Ausladung habe „keinen politischen Hintergrund“. Der Gewerkschaftspräsident sollte am Donnerstag vergangener Woche zum Thema „Polizeialltag in der Einwanderungsgesellschaft“ sprechen. Rund 60 Wissenschaftler hatten dem Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam, das Wendt eingeladen hatte, einen offenen Brief geschrieben, in dem sie die Absage der Veranstaltung forderten. Sie warfen Wendt „rassistische Denkstrukturen“ vor. Er habe sich etwa „offensiv“ für die „rassistische Polizeipraxis“ Racial Profiling eingesetzt. Wendt wies die Vorwürfe vehement zurück. „Es ist bedauerlich, wenn man nicht dazu in der Lage ist, eine andere politische Position zu ertragen“, sagte er der Frankfurter Neuen Presse. Universitäten seien früher Orte des freien Meinungsaustauschs gewesen. „Heute sind das Orte, an denen Linke und Ganz-Linke unter sich bleiben wollen.“ Auch der ehemalige Ordnungsdezernent der Stadt und Kandidat für das Amt des Oberbürgermeisters, Volker Stein (FDP), kritisierte die Absage als „traurigen Höhepunkt einer in Frankfurt nicht mehr existierenden politischen Streitkultur“. (ls)