© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 45/17 / 03. November 2017

CD-Kritik: Sparks – Hippopotamus
Abzählreime
Sebastian Hennig

Wie alt wird ein Flußpferd? Gleich der Schildkröte kommt es schon als wackerer Greis zur Welt. Auf dem Foto wohnt der „Hippopotamus“ des gleichnamigen Albums von Sparks im Swimmingpool. Nur das obere Fünftel seines massigen Schädels ist aufgetaucht, mit den wachen dunklen Augen, den borstigen Ohren und den wulstigen Nüstern. Aufgetaucht sind auch Ron und Russell Mael. Es ist die erste Platte als Sparks nach deren temporärer Fusion 2015 mit Franz Ferdinand zur Supergroppe FFS. 

Die Lieder auf „Hippopotamus“ knüpfen nun mit feiner Ironie und reicher Melodik an das Frühwerk an. Die Lieder haben tatsächlich Ohrwurmqualitäten und sind doch subtil. Es ist wie mit Abzählreimen, die plump und raffiniert zugleich wirken und von denen keiner weiß, wer sie ursprünglich erfunden hat. 

Selten kommt Misanthropie so liebenswürdig daher wie hier. Die Missionarsstellung wird als geheimer Favorit gepriesen und die Vorzüge von Skandinavischem Design. Edith Piaf sagt es besser als sie, meinen die Sparks. Und wie der Hippopotamus in den Pool gekommen ist, darauf kann man sich allenfalls einen Reim machen mit: „a painting by Hieronymous Bosch“. Sind die Albernheiten verklungen, dürstet es einen sogleich erneut nach tiefsinnigem Unsinn aus unerschöpfter Quelle.

Sparks Hippopotamus BMG, 2017

 www.allsparks.com