© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 45/17 / 03. November 2017

Facebook testet Bezahlschranke für Artikel
Online-Nachrichten: Soziale Medien bieten Verlagen neue Abo-Möglichkeiten an / Nicht ganz ohne Probleme
Christian Schreiber

Seit dem 19. Oktober testet Facebook das Abo-Modell seines mobilen Artikelformats „Instant Articles“, an dem aus Deutschland die Bild und der Spiegel teilnehmen. Verlage haben die Wahl zwischen zwei Varianten: Es gibt ein „Metered Model“, bei dem zehn Artikel gratis sind und danach eine Bezahlschranke greift, oder ein „Freemium Model“, bei dem die Medienhäuser entscheiden, welche und wie viele Artikel kostenpflichtig sind oder nicht. 

Wie Facebook mitteilte, ist die Initiative Teil eines Projekts, bei dem sich das Soziale Netzwerk weltweit mit Verlagen austauscht, um neue Geschäftsmodelle für Journalismus im digitalen Zeitalter zu entwickeln. Doch es gibt bereits erste Probleme. Derzeit bekommen nur Facebook-Nutzer auf Android-Geräten die neue Funktion angezeigt, da Apple und Facebook sich noch nicht auf eine Umsatzbeteiligung einigen konnten. Der iPhone-Hersteller fordert wie bei anderen Kooperatioen auch 30 Prozent im ersten und 15 Prozent ab dem zweiten Jahr, während Facebook die Zahlungen vollständig an die Verlage weiterleiten will. 

Dahinter steckt jedoch mehr eine ausgeklügelte Geschäftsidee als nur der gute Wille. Nach Nutzerprotesten, kaum mehr Inhalte von Freunden angezeigt zu bekommen, hat Facebook kürzlich in sechs Ländern den gewohnten News Feed „bereinigt“ und Beiträge von Unternehmensseiten in eine zweite Liste namens „Explore“ verschoben. 

Damit sank auch die Zugriffsrate auf Artikel von Verlagen rapide. Um wieder in der Hauptliste der Nutzer aufzutauchen, bleibt den journalistischen Angeboten bei Facebook nur der Weg, wie kommerzielle Anbieter Werbung zuschalten. Oder sie nutzen „Instant Articles“, nur dann bleiben die Leser (werbe-)technisch gesehen in dem sozialen Netzwerk. Facebook beschwichtigte nach einigen Protesten, es habe sich lediglich um ein Testmodell gehandelt. Eine Entscheidung über eine Markteinführung sei damit nicht verbunden. 

Beim großen Geldverdienen darf Google natürlich nicht fehlen. Bislang hat der Suchmaschinen-Marktführer darauf bestanden, daß mindestens drei Artikel pro Tag via Google News gratis anklickbar sein müssen. Das hatte zur Folge, daß Nutzer über den Google-Umweg auch eigentlich kostenpflichtige Texte gratis lesen konnten. Google schafft nun dieses „First Click Free“-Prinzip ab. Zukünftig können Verlage frei über die Anzahl von Gratis-Inhalten entscheiden. Bei den Bezahl-Artikeln möchte Google dann mitkassieren. Der Werbe-Gigant bietet den Verlagen einen kostenpflichtigen Service an, mit Nutzerdaten und Algorithmen potentielle Kunden im Internet zu identifizieren und anzusprechen.