© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/17 / 10. November 2017

Kid Rock. Der bekannte US-Musiker hat Amerika mit einer politischen Posse genarrt.
Ihr könnt mich mal!
Elliot Neaman

Er hat sie alle reingelegt, Freunde wie Feinde, und dabei noch abgesahnt. Südstaatenrocker Robert James Ritchie – besser bekannt als Kid Rock und hierzulande seit seines Hits „Cowboy“ (1998), der Ehe mit Pamela Anderson und seines Nummer-eins-Erfolgs „All summer long“ (2008) ein Begriff – hat in seiner Heimat USA in den letzten Wochen für Spekulationen gesorgt. Sogar Ex-Trump-Berater Steve Bannon, der ihm seine Unterstützung anbot, ist auf den 46jährigen, der auch gern mal mit der mehr und mehr verfemten Konföderiertenflagge posiert, hereingefallen. Nebenbei hat der Sänger, Musikproduzent und Schauspieler mit seinem Trick pseudo-politische Marketing-Artikel verkauft („In Rock we trust“) und sein neues Album „Sweet Southern Sugar“ ins Gespräch gebracht. Und das alles mit dem geschickt geschürten Gerücht, er wolle 2018 für den Senat, die zweite Kammer des US-Kongresses, kandidieren.

Aber wer weiß, im Trump-Zeitalter wäre ein Rockstar ja vielleicht auch ein aussichtsreicher Kandidat? Zumal Rock seinem angeblichen Vorhaben Brisanz verlieh, indem er den Eindruck erweckte, für die Republikaner in seinem Heimatstaat Michigan gegen die amtierende demokratische Senatorin Debbie Stabenow ins Rennen gehen zu wollen. Gerade hier aber wollten die Demokraten 2018 auch die mit 52 zu 48 Sitzen nur knappe Mehrheit der Republikaner im Statehouse der Landeshauptstadt Lansing stürzen. Und Rock, der sich vor allem durch großspuriges Auftreten empfiehlt, hätte genau der richtige Mann sein können, um den als sicher geltenden demokratischen Sitz zum Kippen zu bringen. Nicht umsonst fragt er auf seiner eigens eingerichteten Kampagnen-Netzseite, die immer noch online ist und auf der der Rocker mit arrogantem Blick vor konservativem Einrichtungsambiente und einem ausgestopften Hirsch posiert: „Are your scared?“ (Fürchtest du dich?)

Daß er nun alles nur als Scherz enttarnt, läßt seine Feinde aufatmen. Denn seine heutige Inkarnation als „Southern Revival“-Rocker wird von einem Pathos der nationalistischen Erneuerung getragen, das das Rebellentum der Sklavenhalter-Staaten vor dem Bürgerkrieg zelebriert. Dabei sieht sich Kid Rock selbst als Libertären. Im Wahlkampf unterstützte er zwar zunächst Ben Carson, bekannte sich dann aber als Trump-Anhänger. Und als ein Aufsichtsgremium gegen seine Kandidatur Beschwerde bei der Wahlkampfkommission einlegte, polterte der Rocker in Trump-Manier gegen die „fehlinformierte Presse“ und ihre „Fake News“: „Ihr könnt mich mal!“

Jetzt lacht er sich ins Fäustchen. „Verdammt nein, ich kandidiere nicht!“ schleuderte er jüngst einem verdutzten Radiomoderator während eines Interviews entgegen: „Machst du Witze?“ Und lobte gleich sich selbst: „Das war zweifellos das Kreativste, was ich je gemacht habe!“