© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/17 / 10. November 2017

Dorn im Auge
Christian Dorn

Und Sie sind eine Mörderin, Sie töten unsere Pflanzen!“ Die Antwort des Gastronomen läßt die vegane Kundin augenblicklich verstummen. Damit hatte sie nicht gerechnet, nachdem sie dem Cafébetreiber aufgrund seiner Speisekarte vorgeworfen hatte, Tiere zu töten. Nicht ganz so geistesgegenwärtig meine Reaktion auf die sympathische westdeutsche Sozialwissenschaftlerin, die mich fragt, wieso gerade im Osten so viele Leute AfD gewählt haben. Schließlich gebe ich zurück: Genausogut könnte ich den umgekehrten Vorwurf in ihre Richtung erheben: Warum denn im Westen nur so wenige die AfD gewählt haben. Wirklich alternativlos erscheint dagegen die Islamisierung, die jetzt im Prenzlauer Berg voranschreitet: So eröffnete gegenüber von Konnopkes Currywurst-Bude die neue Imbißkette „Halal Risa Chicken“. Dort findet sich der Gebetsteppich neben der Kinderecke, auch ein Ramadan-Kalender fehlt nicht. Wie es das arabische Glück („Risa“) will, hat um die Ecke der Zeitungskiosk mit Zigaretten und Bier einem Geschäft namens „Mazag“ für Shisha-Zubehör Platz gemacht.


Wenigstens wird dort nicht mehr der Tagesspiegel verkauft, der in seiner jüngsten Sonntagsausgabe abermals gegen die AfD hetzt, so durch die unkommentierten Einlassungen des Politikwissenschaftlers Carsten Koschmieder (FU) oder des Satirikers und „Spaßpolitikers“ („Die Partei“) Nico Semsrott. Da hilft nur der klassische Sponti-Spruch: Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt! In Erinnerung an die selten dämliche Anti-AfD-Kampagne des letzten Sommers („AfD wählen? Kannste schon machen, biste halt homophob und rassistisch“) kommen mir folgende Schlußfolgerungen in den Sinn: „Halal speisen? Kannste schon machen, biste halt Tierquäler.“ Oder: „Shisha rauchen? Kannste schon machen, biste halt ’ne Pfeife.“  Vor allem aber: „Multikulti wählen? Kannste schon machen, biste halt Opfer.“

 

Letzeres weiß auch der Taxifahrer, der mich zum Münchner Hauptbahnhof fährt, der inzwischen als „Klein-Istanbul“ firmiert. Doch kein Entkommen, nirgends: Zurück in Berlin steige ich um am Alexanderplatz, dem – so der Bistro-Betreiber im U-Bahnhof – mittlerweile „gefährlichsten Ort Deutschlands“. Eine halbe Stunde zuvor habe man an der Rückseite seines Ladens einen leblosen Menschen vorgefunden. Zugleich erklingt auf dem Bahnsteig ein ohrenbetäubender orientalischer Pop, ein Dutzend Türken tanzt dazu homoerotisch, bevor der nächste Schwule attackiert wird.