© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/17 / 10. November 2017

Meldungen

Insektenhirne als Vorbild für autonome Fahrzeuge

HELSINKI. Das Gehirn des Mittleren Weinschwärmers (Deilephila penor), einem Schmetterlingsverwandten, der auch in der Dunkelheit Farben erkennt, ist mit nur einer Million Nervenzellen reiskornklein. Trotzdem bietet es sich der Biologin Anna Stöckl (Aalto-Universität) als Vorbild für den Bau effizienter Steuersysteme in autonomen Fahr- und Flugzeugen an. Die Neurowissenschaftlerin, die im Oktober den „Klartext-Preis für Wissenschaftskommunikation“ erhielt, hat in ihrer Dissertation nachgewiesen, daß das Schwärmer-Hirn über eine visuelle Signalverarbeitung, „eine Art Nachsicht-Algorithmus“, verfügt, die mit begrenzter Rechnerkapazität eine einzigartige Flugsicherheit garantiert. Stöckls Doktorvater Eric Warrant (Universität Lund) setzt die Forschungen daher in Kooperation mit einem Autohersteller um, indem er sich bei der Entwicklung einer Kamerasoftware an visuellen Verarbeitungsstrategien nachtaktiver Insekten orientiert. (dm)

 www.klaus-tschira-stiftung.de





Sonnensturm trieb 29 Pottwale in die Nordsee

BÜSUM. Der Klimawandel war nicht schuld, als voriges Jahr 29 Pottwale vom Nordatlantik kommend in die Nordsee abbogen und an den Küsten Dithmarschens und Ostfrieslands verendeten. Vielmehr haben Abweichungen im Erdmagnetfeld das darauf ausgerichtete Navigationssystem der 50 Tonnen schweren Meeressäuger gestört, als sie zwischen Norwegen und Schottland eigentlich Kurs Äquator hätten nehmen müssen. Auslöser der Magnetverschiebungen waren zwei „Sonnenstürme“, wie der Physiker Klaus-Heinrich Vanselow vom Technologiezentrum FTZ in Büsum herausgefunden hat. Diese schleuderten in den ersten Winterwochen 2016 geladene Teilchen in Richtung Erde. Sie verschoben deren Magnetfeld in Nord-Süd-Richtung um 400 Kilometer und trieben die desorientierten Wale in die Nordsee. (ck)

 www.ftz.uni-kiel.de





Kiloweise Silber und Gold im Schweizer Abwasser?

Dübendorf. Jährlich geht der Schweiz Edelmetall im Wert von umgerechnet je 1,3 Millionen Franken via Abwasser und Klärschlamm verloren. Das deckt eine Studie des Instituts Eawag auf (Environmental Science & Technology 51/19/17). Die Chemiker Bas Vriens und Michael Berg haben dafür 64 Schweizer Kläranlagen systematisch untersucht. Während sich in den Kantonen Jura und Graubünden erhöhte Werte von Ruthenium, Rhodium und Gold fanden, verzeichnete das Wallis erhöhte Arsengehalte. Hochgerechnet auf die Schweiz und ein Jahr kamen die Forscher auf 3.000 Kilogramm Silber, 43 Kilo Gold, 1.070 Kilo Gadolinium, 1.500 Kilo Neodym und 150 Kilo Ytterbium (fis)

 doi.org/





Erkenntnis

„Selbstfahrende Autos werden häufig mit amerikanischen Tech-Riesen in Verbindung gebracht. 52 Prozent der weltweit angemeldeten Patente zum autonomen Fahren entfallen auf deutsche Hersteller.“

Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie