© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 47/17 / 17. November 2017

DVD: Der Duellist
Um der Ehre willen
Werner Olles

Die Regierungszeit Zar Alexanders II. (1855–1881) bringt zahlreiche Reformen und manövriert das Land in eine Aufbruchstimmung. Es entwickelt sich der russische Nihilismus mit seiner Ablehnung des Althergebrachten und der Abgrenzung zum Adel. Man trägt schwarze Kleidung und Jakobinerhüte auf bombastischen Adelsbällen. Nicht neu ist die Mode, durch ein Duell die verlorene Ehre wiederherzustellen. Bereits in Frankreich sollen 8.000 Adelige und Offiziere zwischen 1594 und 1610 beim Duellieren ums Leben gekommen sein. 

Der russische Film „Der Duellist“ (2016) von Alexey Mizgirev spielt um 1860, der Adel befindet sich in einem regelrechten Duellfieber, als wolle er sich selbst dezimieren. Yakovlev (Pyotr Fyodorov), ein Berufsduellist, übernimmt gegen Bezahlung für andere das Duellieren, was der russische Ehrenkodex erlaubt. Er erledigt dieses blutige Geschäft, weil er 100.000 Rubel braucht, um seinen Adelstitel, der ihm genommen wurde, zurückzukaufen. Einst war er Offizier in der russischen Armee. Durch eine Intrige des Grafen Beklemi-shev (Vladimir Mashkov), der ihn eines Verbrechens bezichtigte, das er nicht begangen hatte, wurde er unehrenhaft entlassen und auf die Aleuten verbannt. Dort wurde er überfallen, ausgeplündert und halb totgeschlagen. Eine Schamanin heilte ihn mit einem Ritual und verlieh ihm Stärke, Furchtlosigkeit und Unverwundbarkeit. Sein Lebenssinn wurde wieder geweckt, um Rache an dem Verräter zu nehmen und vor allem seine Ehre wiederherzustellen.

Unter einer falschen Identität wieder zurück auf heimischem Boden, verfolgt er nur das Ziel, Beklemishev ausfindig zu machen. Der Aristokrat umgarnt gerade die reiche Fürstin Martha Tuchokova (Julia Khlynina), weil er an ihr Geld will. Weil Yakovlev jedoch keinen Adelstitel hat, kann er den Kontrahenten nicht einfach zum Duell fordern. Als er Martha kennenlernt, entspinnt sich eine leidenschaftliche Affäre, die ihn zwingt, sie vor seinem Todfeind zu schützen. Wird es ihm gelingen?

Der Film strahlt eine trostlose und morbide Stimmung aus, die jedoch seinem Thema gerecht wird, und die archaische Brutalität läßt einem den Atem stocken. Auf der Hut sein muß man aber, bei den rasanten Schnitten den roten Faden nicht zu verlieren. 

DVD/Blu-ray: Der Duellist. KochMedia 2017, Laufzeit etwa 109 Minuten