© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 48/17 / 24. November 2017

Blitzreaktion der Woche
Digitale Nachhilfe für die FDP
Lukas Steinwandter


Hatten die Liberalen ihren Ausstieg aus den Jamaika-Sondierungen von langer Hand geplant? Union und Grüne sind sich sicher: ja. Parteichef Christian Lindner bestreitet das. Unmittelbar nach dem Abbruch der Sondierungen in der Nacht zu Montag veröffentlichte das Social-Media-Team der FDP in den sozialen Netzwerken ein „Sharepic“, eine zum fleißigen Verbreiten gedachte Kachel mit genau dem Spruch, den Lindner in seiner Erklärung für das Verhandlungs-Aus verwendet hatte: „Lieber nicht regieren als falsch.“ Bereits zu diesem Zeitpunkt meldete so mancher Nutzer Zweifel an, wieso die Magenta-Partei so schnell auf den Abbruch der Gespräche reagieren konnte. Wann hatte die FDP das Bild kreiert? Das Team beteuerte mehrfach: „Eine Kachel mit Text ist in einer Minute gebaut.“ Doch die stets für Digitalisierung werbenden Liberalen hatten offenbar eines vergessen: den Zeitstempel. Diesen hatte sich unter anderem Spiegel-Redakteurin Ann-Katrin Müller angeschaut. Er beweist, daß die Grafik bereits am Donnerstag, also einen Tag vor der vorgesehenen Schlußrunde der Sondierungen, erstellt wurde. Die FDP beteuert, sie habe alle Szenarien vorgedacht. „Gerne hätten wir gesagt: Ein Anfang ist gemacht.“ In den eigenen Reihen wird die Partei für die gute Vorbereitung gefeiert.