© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/17 / 01. Dezember 2017

Ferdinand von Habsburg. Der Kaiserurenkel kämpft als Rennfahrer um Ruhm und Ehre
Der schnelle Prinz
Paul Leonhard

Ein junger blonder Mann steht schlaksig vor einem goldenen Gespann, die das kaiserliche Zepter ziert. Er trägt Trainingsanzug und Sportschuhe, lächelt etwas verlegen in die Kamera. Wie einer, der wenig mit der hinter ihm stehenden Pracht anzufangen weiß, der lieber am Steuer eines Rennwagens sitzt als in schaukelnden Kutschen.

Der Name des Jünglings: Ferdinand Zvonimir Maria Balthus Keith Michael Otto Antal Bahnam Leonhard Habsburg-Lothringen. Dazu kommen traditionelle Titel: Kaiserlicher Prinz und Erzherzog von Österreich, Königlicher Prinz von Ungarn, Böhmen und Kroatien – allerdings nur im Ausland, in Österreich sind Adelstitel verboten. Dort heißt der 1997 in Salzburg geborene Sohn von Francesca und Karl Habsburg-Lothringen einfach: Ferdinand Habsburg.

Ein Name, der inzwischen aufhorchen läßt. Nicht weil der 20jährige als künftiges Oberhaupt des Hauses wie Großvater Otto von Habsburg Politik machen will, sondern weil er nach einer anderen „Krone“ greift. Er will an die Spitze der Formel 1.

„Schon mit zehn Jahren habe ich gespürt, daß Motorsport richtig für mich ist“, verrät der Prinz: „Ich bin ehrgeizig und wurde erzogen, immer hundert Prozent zu geben!“ Kein Wunder, daß er 2015 in Silverstone durch die Luft schleuderte – und sich einen Wirbel brach. Im neuseeländischen Christ­church gewann er 2016 sein erstes Formelsportrennen. In diesem Jahr startete er in der europäischen Formel-3-Meisterschaft und siegte im Juli beim zweiten Lauf von Spa-Francorchamps. Jüngst wurde er in Macao zum Helden des Grand Prix, als er mit seinem VW „wie ein Dämon“, so der Kommentator atemlos, zum „kühnen Sprung“ ansetzte und sich in einem Rad-an-Rad-Duell „mit unglaublichem Mut“ an die Spitze kämpfte – doch Meter vor dem Ziel in die Planke krachte. Als das „Wild Finish“ von Macao ist der Clip im Internet ein Hit. 

Erfolgreich will Habsburg sein, „damit ich nicht nur mit meiner Familie, sondern auch mit dem Image eines guten Rennfahrers verbunden werde“. Und es sei ihm unangenehm, die Eltern um Geld zu bitten: „Ich hätte lieber, daß jemand an mich glaubt und in mich investiert.“

Als ihn die Gala fragte, ob der Urenkel Kaiser Karls I. von Österreich mitunter von der Thronfolge träume, winkte er ab: Diese Option bestehe nicht, daher denke er nicht darüber nach. Auch in die Politik will er nicht: „Ich schaue mit Respekt auf die Geschichte meiner Familie zurück, schreibe sie aber neu weiter.“

„Autorennen erinnern mich an Ritterturniere und damit an meine Vorfahren“, hat der legendäre Rennfahrer Graf Berghe von Trips einmal gesagt. Und etwas von ritterlichem Heldenmut strahlt auch Habsburg aus, wenn er seinen Helm mit dem extra für ihn neu gestalteten Doppeladler, dem Symbol der Doppelmonarchie, aufsetzt, ins Cockpit steigt, ein kurzes Gebet spricht und den Motor aufheulen läßt.