© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/17 / 01. Dezember 2017

Fachkräftemangel als hausgemachte Wachstumsbremse
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Jörg Fischer

Wenn Linksgrüne „No border, no nation!“ brüllen oder „Kein Mensch ist illegal“ sprühen, löst das Kopfschütteln aus. Wenn ein Honorarprofessor einer mit Steuergeld geretteten Privatuni „Refugees welcome!“ in Expertensprech übersetzt, stehen die Grenzen ein halbes Jahr später weit offen: „Die Flüchtlingsmigration könnte ein großes Potential für Arbeitsmigration darstellen – aber dafür müßten die Regeln geändert werden“, forderte im April 2015 Michael Hüther, Chef des arbeitgeberfinanzierten Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), in der Welt.

Die Kanzlerin erfüllte die Forderung umgehend, doch im willkommengeheißenen Millionenheer fanden sich kaum Hochschulabsolventen oder Facharbeiter. Die „unbegleiteten Minderjährigen“ erwiesen sich nicht als Nachwuchskräfte – Hüthers „Potential“ brachte milliardenschwere Dauerlasten für jene Steuerzahler, die dem Fiskus nicht entfliehen können oder wollen. Trotz der eingestandenen Fehlprognose („IW-Report“ 5/16) behauptet nun Hüthers Senior Economist im aktuellen Vierteljahresheft IW Trends (4/17): „Das Arbeitskräftepotential ist der limitierende Produktionsfaktor in Deutschland.“

Eine Lösung hat Michael Grömling von der Managerschmiede IUBH natürlich parat: Zuwanderung und die Steigerung der Erwerbsbeteiligung bei den Älteren – sprich: arbeiten bis 75. Dummerweise waren zur Jahresmitte aber „180.000 arbeitslose Personen im Kontext von Fluchtmigration“ gemeldet, 50.000 mehr als im Vorjahr. Hinzu kamen 420.000 „Unterbeschäftigte“ in Sprach- oder Integrationskursen – Tendenz steigend, weil bald weitere ihr Asylverfahren abschließen.

1,1 Millionen Arbeitslose strebten im Oktober eine Helfertätigkeit an, dem standen aber nur 150.000 offene Stellen gegenüber, gesteht Grömling ein. Warum ein solches Land, wo es schon elf Millionen prekäre Jobs gibt (JF 43/17), attraktiv für echte Fachkräfte sein soll, verraten die Konzernlobbyisten nicht.