© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/17 / 01. Dezember 2017

Zur Widerstandsfähigkeit des antidemokratischen Neoliberalismus
Politisch geförderte Geldmacht
(wm)

Über „die erstaunliche Resilienz des Neoliberalismus“, die Robustheit, sich gegen „fortschrittlichere“ Gesellschaftsentwürfe durchzusetzen, wundert sich der chilenische Soziologe Aldo Madariaga (Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung, Jahrbuch 2017–2018). Denn eigentlich hätte der neoliberale Finanzkapitalismus nach der globalen Beinahe-Katastrophe im Herbst 2008, als die US-Investmentbank Lehman Brothers zusammenbrach, seine Zukunft hinter sich haben müssen. Warum das System diesen Mega-Crash überstand und sein inhumanes Verwüstungswerk fortsetzen konnte, versucht Madariaga in einer vergleichenden sozioökonomischen Studie über Chile und Estland einerseits, Argentinien und Polen andererseits zu verstehen. Als entscheidender Faktor für den maximalen Erfolg des Neoliberalismus in Chile und Estland habe sich dabei die von den eine „marktkonforme Demokratie“ propagierenden politischen Eliten geförderte Umsetzung wirtschaftlicher in staatliche Macht erwiesen. In Argentinien und Polen hingegen würden protektionistisch orientierte Wirtschaftssektoren und ein hoher gewerkschaftlicher Organisationsgrad den neoliberalen Einfluß heute noch begrenzen. Trotzdem sei zu bezweifeln, daß solche Varianten des halbwegs „demokratischen Kapitalismus“ sich gegen den antidemokratischen Neoliberalismus global behaupten werden. 


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