© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/17 / 01. Dezember 2017

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Endzeit der Ära Merkel“, JF 49/17

Nach dem Reggae folgt der Blues

Wer den Ausführungen der FDP aufmerksam gefolgt ist, konnte aus wenigen Nebensätzen erahnen, daß es einen wesentlichen Punkt gab, die Koalitionsgespräche scheitern zu lassen: Maßgeblich waren, nicht nur aus Sicht der FDP, die maßlosen Vorstellungen des französischen Staatspräsidenten Macron, dringend notwendige Reformen seines Landes von Deutschland bezahlen zu lassen, seinen Machtanspruch zu untermauern und den Staatshaushalt zu sanieren. 

Das erinnert an das Zitat eines hohen französischen Politikers im vergangenen Jahr. In angeheiterter Runde soll er sinngemäß gesagt haben: Die Deutschen haben zwei Weltkriege verloren und dafür bis zum heutigen Tag bezahlt. Den dritten Krieg über die Kosten eines dysfunktionalen Europas, angeführt von den französischen Vorstellungen, würden sie ebenfalls verlieren. Die Deutschen gelten nicht erst seit den Tagen des Ex-Kanzlers Kohl als Zahlmeister Europas. Deutschland soll die Einheit Europas und den Erhalt der „Grande Nation“ wieder mit zig Milliarden Euro zusätzlich stützen. 

Der französische Präsident fordert nicht weniger als eine Transferunion, die Vereinheitlichung der Sozialsysteme, um an die gut gefüllten Kassen der deutschen Versicherungen zu gelangen, eine Schuldenunion und natürlich einen europäischen, möglichst einen französischstämmigen Finanzminister, der den ganzen Komplex im Sinne Macrons gestaltet. Die wirtschaftliche Stärke, verbunden mit der derzeitigen politischen Schwäche, werden vermutlich einmal mehr gnadenlos ausgenutzt, um Deutschland zur Kasse zu bitten. Auch eine neue deutsche Regierung wird wieder rote Linien überschreiten und der Bevölkerung verkünden, mit dem Geld des deutschen Steuerzahlers das Auseinanderbrechen Europas verhindern zu müssen. 

Erstaunlich ist die Prophetie des Autors Bruno Bandulet, der Deutschland nur noch als „Beuteland“ begreift, weil trotz der großen Machtfülle Deutschlands die Erfüllung maßloser Forderungen europäischer Staaten zur Staatsraison geworden ist. Der FDP ist hoch anzurechnen, das drohende Unheil zumindest angesprochen zu haben.

Rolf Dieter Oertel, Lemgo






Zu: „Nur ein Vorgeschmack“ von Peter Möller & „Niedersachsen erweitert Flüchtlingsstopp“, JF 48/17

Änderung des Grundgesetzes

Die Lösung des Asylproblems erfordert unbedingt eine Änderung in den Artieln 16a und 19 GG, die zwar das Recht politisch Verfolgter auf Asyl beibehält, dieses Grundrecht aber unter Gesetzesvorbehalt stellt. In dessen Ausfüllung müßte durch Rechtsnorm zumindest festgelegt werden, daß Asylbewerber ohne politische Verfolgung an der Grenze zurückgewiesen werden können. In unseren Justizvollzugsanstalten sitzen nicht selten mehr ausländische als deutsche Straftäter in Untersuchungshaft oder Strafhaft ein. Sie können zum Teil schon wegen der Sprachbarrieren und ganz andere Vorstellungen von Recht und Ordnung hier nicht resozialisiert werden. Durch den ungehinderten Zugang von Asylanten in unseren Staat wird Tag für Tag Kriminalität importiert. Die potentiellen Straftäter werden über die Sozialhilfe finanziert. Die überführten ausländischen Straftäter werden im Strafvollzug auf Kosten des deutschen Steuerzahlers alimentiert. Wie lange noch? 

Diese Frage stellte bereits 1992 Kurt Rebmann (Generalbundesanwalt von 1977 bis 1990). Doch noch immer wird durch Schönfärberei versucht, die Wirklichkeit in diesem Land rosiger erscheinen zu lassen. Besonders im neugeschaffenen RND (Redaktionsnetzwerk Deutschland) haben Zuwanderer ihre Lobby, Einheimische kaum.

Karl-Heinz Rieger, Kiel






Zum Schwerpunktthema: „Die Hölle von Stalingrad“, JF 47/17

Zum Wodka mit dem Weißrussen

Im Jahr 1942 durchschlug das Geschoß des Feindes den linken Oberarm meines Vaters. Dennoch bin ich diesem Rotarmisten, der geschossen hatte, sehr dankbar. Denn während des Genesungsurlaubes ging die Infanteriedivision meines Vaters mit der 6. Armee nach Stalingrad. Ohne diesen Armdurchschuß und den anschließenden Genesungsurlaub hätte mein Vater mich gar nicht zeugen können. Den Kessel von Stalingrad hätte er wohl kaum überlebt. Daher und auch, weil mein Onkel noch im Januar 1943 im Kessel umgekommen ist, hatte ich seit jeher eine besondere Beziehung zu Stalingrad, wie Wolgograd immer für fünf Tage zum Jahrestag wieder heißt. Zum 70. Jahrestag am 2. Februar 2013 fuhr ich mit der Kriegsgräberfürsorge zu den Gedenkfeiern an die Wolga. Am ersten Tag ging es nach Rossoschka, dem großen Friedhof in der weiten Steppe von Stalingrad. Dort fand ich am Quader Nr. 92 auch den Namen meines Onkels Carl Moll, von dem mein Vater oft erzählte. 

Ein General der Bundeswehr legte einen Kranz nieder, und der damalige Präsident Reinhard Führer sprach bewegende Worte. Daneben stand ein Mann mit Trompete. Ich stand abseits auf einen Schneehaufen und kämpfte mit meinen Emotionen und dachte noch, hoffentlich spielt er nicht „Ich hatt’ einen Kameraden“. Natürlich spielte er dieses Stück. Meine Emotionen waren dann am Jahrestag in Großaufnahme in ARD und ZDF am Ende des Berichtes über die Schlacht zu sehen. Abends dann ein Treffen im Dorfgemeinschaftshaus mit Veteranen der Schlacht mit Speck und Strömen von Wodka. Dort las ich in den Büchern, daß mein Onkel im Januar 1943 bei der Traktorenfabrik vermißt wurde. 

Am Jahrestag selbst schien die ganze Stadt auf den Beinen. Natürlich war auch Putin anwesend. Paraden mit dem alten Panzer T-34 und Heldenverehrungen der letzten Veteranen. Abends dann der Empfang für alle in- und ausländischen Teilnehmer der Gedenkfeier, wobei unser kleines Häuflein von circa zwanzig Personen von deutscher Seite kaum auffiel. Mein Tischnachbar, ein Weißrusse, war mit seiner Familie gekommen. Er sprach etwas Deutsch. Er hob sein Wodkaglas und wollte mit uns auf den Sieg der Roten Armee anstoßen und prostete mir zu. Die Deutschen in unserer Runde schauten mich an: Konnte ich so einfach anstoßen im Wissen, daß die einfachen Soldaten auf beiden Seiten in der großen Mehrzahl allenfalls Kanonenfutter waren? Ich hob mein Glas und erwiderte: „Ich weiß was Besseres: Trinken wir auf die vielen Männer, Frauen und auch Kinder, die in dieser schrecklichen Schlacht viel zu früh gestorben sind.“ Das gefiel dem Weißrussen. Er leerte mit uns gemeinsam sein Wodkaglas.

Detlef Moll, Waldbröl




Luftwaffenlazarett Braunschweig

Ich wurde als 16jähriger Frontsoldat verwundet und mußte erleben, daß das Luftwaffenlazarett Braunschweig an einem herbstlichen Morgen, obwohl durch ein großes Rotes Kreuz auf dem Dach erkennbar, von einer englischen Luftmine getroffen niedersank und viele Patienten, Ärzte und Pfleger in den Tod riß.

Karl-August Hennicke, Bad Kissingen






Zu: „Selbstbedienung beenden“ von Hans Herbert von Arnim, JF 47/17

Unverständlicher AfD-Fokus

Es ist für mich unverständlich, warum Herr von Arnim in seinem Kommentar nur Mitglieder der AfD erwähnt. Ich will hier nur die Namen Christian Lindner, Wolfgang Kubicki, Graf Lambsdorff oder Herbert Reul anführen. Auch diese Herren, wie noch andere Personen, haben oder hatten ein Doppelmandat.

Jürgen Birkle, Heiligenhaus






Zu: „Die Würde des * ist unantastbar“ von Günter Bertram, JF 47/17

Ideologischer Schwachsinn

Anomalien im menschlichen Leben gibt es schon seit Jahrtausenden. Aber noch nie sind Menschen auf die abstruse Idee gekommen, daraus ein drittes Geschlecht zu konstruieren. Ist dies ein Zeichen dafür, daß die heutige Gesellschaft immer mehr degeneriert? In Gottes Schöpfung gibt es nur zwei Geschlechter, nämlich Mann und Frau. Alles andere ist ideologischer Schwachsinn.

Herbert Gaiser, München




Neutro bei der Paßkontrolle

Das Ganze erinnert an „Viel Lärm um Nichts“ – was hat dieser arme Tropf nun von diesem BVerfG-Urteil? Eine neue Identität als Neutro im Personalausweis, mit der er vielleicht in ein anderes Land bei einer Paßkontrolle gar nicht einreisen darf. Aber was soll’s, unser höchstes Gericht hat wieder einmal ein bahnbrechendes Urteil verkündet. Das war unserem Staatsfernsehen natürlich wieder eine erste Meldung wert, wo wir doch sonst immer alle gleichgemacht werden. Man kann sich bei diesem Theater als normaler Mensch nur an den Kopf fassen! Aber alle Nischen, ob Ehe für alle oder Gender scheinen in diesem Staat ja überlebenswichtig zu sein. Nur bei den wirklich wichtigen Themen duckt sich dieses Gericht mit seiner Politikerbesetzung weg und zerstört Deutschlands Wirtschafts- und Finanzkraft.

Volker Krause, Arnsberg






Zu: „Das könnte ihm um die Ohren fliegen“ von Christian Vollradt, JF 47/11

Falsche Problemanalyse

Nachdem AfD-Parteichef Meuthen seinen Verzicht auf das Landtagsmandat in Stuttgart zum Jahresende, also nach wenigen Wochen, bekanntgegeben hat, dürfte sich die Aufregung über das vorübergehende Doppelmandat schnell legen. Auf dem Bundesparteitag der AfD in Hannover Anfang Dezember werden wohl andere Fragen eine viel größere Rolle spielen. Zum Beispiel, ob der Thüringer Björn Höcke für den Bundesvorstand kandidiert. Falls ja, könnte das der AfD aber richtig „um die Ohren fliegen“, um Ihre Überschrift zu zitieren. Ein Höcke im Bundesvorstand würde zur Zerreißprobe für die ganze Partei und dürfte zur Abspaltung weiterer Abgeordneter sowie zum Austritt von Hunderten, wenn nicht Tausenden Mitgliedern führen. Das sind alle Gemäßigten, die eine seriöse rechtskonservative AfD ohne Braungeruch wollen. Höcke ist eine Spaltfigur. Auch Gauland weiß das. Es ist nur zu hoffen, daß ihn Gauland und andere von einer Kandidatur abhalten. Und wenn Höcke selbst der Partei einen Dienst erweisen will, die sich gerade im Höhenflug befindet und die Chance hat, Deutschland zu verändern, dann drängt er nicht in die erste Reihe. Dr. Peter Müller, 

Frankfurt am Main






Zu: „Du bist nichts, der Clan ist alles“ von Björn Harms, 47/17

Gesamtdeutscher Täterschutz

Der Artikel verdient Anerkennung, weil er die Ernsthaftigkeit der Probleme der inneren Sicherheit Deutschlands sehr deutlich anspricht und jedem zeigt, vorausgesetzt er will es wissen, daß sich hier Symbiosen besonderer Art herausgebildet haben. Gerade die Freundschaft Gysi-Venedey entpuppt sich beim Recherchieren als eine „rote Genossenschaft“, die seit über 25 Jahren besteht und effizient arbeitet. Themen der juristischen, historischen und gesellschaftlichen Aufarbeitung nach der deutschen Einheit wie Transfer von SED/PDS-Vermögen, Mauerschützenprozesse, um nur zwei Beispiele zu nennen, sind mit diesen beiden Herren sehr eng verbunden. 

Aber ein „Trost“ bleibt: Nach über 25 Jahren dreht sich allmählich der Wind, die Aufarbeitung der SED-Diktatur ist angesagt. Im Oktober 2017 hat das Berliner Abgeordnetenhaus einen Beauftragten für die Aufarbeitung der SED-Diktatur installiert. Vorausgeeilt war das Land Brandenburg, das nach 20 Jahren, den eigenen Schatten überholend, eine Landesbeauftragte für die Aufarbeitung der Folgen der SED-Diktatur berief. Richtig: „Aufarbeitung der Folgen“! Dazu ein Schlußpunkt mit mahnenden Worten des Gedenkens: „Vorwärts immer, rückwärts nimmer!“

Reinhard Dobrinski, Berlin






Zu: „Land in Sicht“ von Hans Brandlberger, JF 47/17

Fehlerhafte Bestandsaufnahme

Der Beitrag enthält sachliche Fehler: In dem Infokasten heißt es, die Bundesmarine verfüge über 13 Fregatten. Tatsächlich sind es nur neun, denn alle Fregatten der Klasse 125 sind noch nicht im „Einsatz“. F 222 „Baden-Württemberg“ ist genauso wie F 223 „Nordrhein-Westfalen“ noch in der Erprobung. Die übrigen beiden Fregatten dieser Klasse kommen nach den Planungen erst bis 2019/2020 in Dienst. Dann aber werden die beiden letzten Fregatten der in Ihrer Übersicht genannten Klasse 122 „Augsburg“ und „Lübeck“, ausgemustert sein. Die jetzt zulaufenden vier Fregatten sind im übrigen gar nicht als vollwertige Kampfschiffe anzusehen. Die neuen Schiffe taugen so gut wie gar nicht für U-Boot-Jagd und Luftabwehr (nur im absoluten Nahbereich). 

Weiterhin ist in der vierten Spalte etwas über den inzwischen veralteten Bordhubschrauber „Sea King“ zu lesen. Dabei nutzte die Bundesmarine ihre „Sea King“-Hubschrauber zu keinem Zeitpunkt als Bordhubschrauber, sondern setzte sie stets von Landstützpunkten ein.

Klaus Gröbig, Berlin






Zu: „Tausende Stimmen gegen das Morden“ von Josef Hämmerling, JF 46/17

Botschaft nach Südafrika

Da ich seit 2015 acht Monate in KwaZulu-Natal, RSA, verbracht habe, hat mich dieser Artikel besonders angesprochen, zumal ich mit einigen deutschstämmigen südafrikanischen Farmern in Kontakt und über ihre Situation im Bilde bin. Weil ich ehrenamtlich im Deutschen Programm von Radio „KHWEZI“ mithelfe, konnte ich einen Sendebeitrag zu diesem Thema erstellen und mich in erster Linie auf diesen Artikel der JF beziehen. Das freut mich sehr, und ich darf Ihnen sagen, die Farmer – und nicht nur die deutschstämmigen in KwaZulu-Natal – schauen auf uns in Deutschland. Viele haben hier nicht nur die Heimat ihrer Vorfahren, sondern vor allem ihre geistige Heimat. Sie benötigen unsere Solidarität!

Dieter Schimmelpfennig, Gützkow