© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/17 / 08. Dezember 2017

Haltungsnote
Gegen die Kommerzialisierung
Gil Barkei

Jedes Jahr das gleiche: überfüllte Innenstädte, gehetzte Einkäufer, Weihnachtsmänner auf allen Plakaten. Dabei ist Weihnachten eben nicht die Zeit brauseflaschenförmiger Bartträger in roten Mänteln, die hellerleuchteten, von Dorf zu Dorf tingelnden Werbe-Vierzigtonnern entspringen und die Lust auf maßlosen Konsum predigen. Warum einer Fälschung zujubeln, wenn es ein Vorbild gibt, das wirklich einmal existiert hat? Sich wieder der vorgelebten Nächstenliebe des heiligen Nikolaus von Myra erinnern, anstatt dem „Immer-mehr-haben-Wollen“ eines Marketinggags zu folgen, das ist das Ziel der seit 2002 bestehenden Initiative „Weihnachtsmannfreie Zone“ des katholischen Bonifatiuswerks. Eine ihrer langjährigen Unterstüzerinnen ist die Sängerin Maite Kelly. Zusammen mit 120 Schülern eröffnete sie vergangene Woche vor dem Brandenburger Tor die diesjährige Aktion. Ihr geht es dabei aber nicht nur um die Hinterfragung der zeitgeistigen Geschenke-Fixiertheit und um die Unterscheidung zwischen Original und Kunstfigur. Bei der im Vorfeld in der Bayerischen Landesvertretun in Berlin stattgefundenen „Nikolausaktion“ forderte sie zusammen mit Vertretern von Kirche, Politik und Gesellschaft ein entschlosseneres Handeln gegen Kinderarmut.