© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/17 / 15. Dezember 2017

CD-Kritik: Sächsischer Staatsopernchor
Chorstückwerk
Jens Knorr

Viele gute Opernchöre sind älter als ihre Mitglieder, viele schlechte klingen, als wäre es umgekehrt. Der Sächsische Staatsopernchor Dresden zählt zu den guten. Es war der neuberufene königlich-sächsische Kapellmeister Carl Maria von Weber, der 1817 für seine „Deutsche Oper“ in Dresden die Gründung eines stehenden Chors erwirken konnte. Zum 200jährigen Chorjubiläum sind Chorszenen und Konzertchöre in Rundfunkaufnahmen von 1938 bis 2015 auf vier CDs erschienen, gründlich ediert und im Beiheft sachkundig, bisweilen in sich widersprüchlich kommentiert. Wenn auch im Verzeichnis der Aufnahmen einiges durcheinandergeht: Daß mit diesem Chor selten etwas durcheinander oder gar nicht ging – über die Feigheit des „Chorkollektivs“ vor der Partitur von Jörg Herchets „Nachtwache“ Anfang der Neunziger sei der Mantel des Schweigens gedeckt –, ist Verdienst seiner Chordirektoren und der mit der Choreinstudierung Betrauten, die im Beiheft zu jedem Klangbeispiel gewissenhaft aufgeführt werden.

Unter den Aufnahmen sowie Vorstellungs- und Konzertmitschnitten finden sich einige Trouvaillen; die meisten waren allerdings länger schon in originalen Zusammenhängen auf CD greifbar. Und hat dieser Chor nicht auch in Chorszenen wichtiger Opern der europäischen, insbesondere der DDR-Moderne, brilliert? Hier fehlen sie!

Der Sächsische Staats-opernchor Dresden Hänssler Profil, 2017  www.rundfunk-schaetze.de