© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/17 / 15. Dezember 2017

Für Frauen, die etwas werden wollen
Das Online-Magazin Edition F bietet zielstrebigen Führungskräften eine Plattform – und hat Erfolg damit
Christian Schreiber

Ursprünglich sprachen die Entwickler davon, daß ihr neues Magazin zur „Brigitte der modernen Frau“ wird. Nun ist das Online-Magazin Edition F seit rund drei Jahren am Start und rund um die Internetseite hat sich eine höchst lebendige Gemeinschaft entwickelt, die mittlerweile sogar einen Preis vergibt und als Job-Börse fungiert. Eine 16köpfige Expertenjury zeichnet zudem jährlich 25 Damen mit dem „Edition-F-Award“ aus.

2014 ehrte das Magazin „25 Frauen für die digitale Zukunft“, 2015 „25 Frauen, die wir bis 2025 als Dax-30-CEO sehen wollen“ und 2016 „25 Frauen, die unsere Welt besser machen“.

„Kein Emanzenportal, sondern Community“

„Gründungs-Mütter“ sind Susann Hoffmann und Nora-Vanessa Wohlert. Als „das digitale Zuhause für Frauen, die mehr wollen – im Job und im Leben“ beschreiben die beiden Gründerinnen ihre Plattform. Frauen würden zu oft in stereotypische Kategorien gedrängt, obwohl es mehr Themen gebe als Beauty und Partnerschaft, erklären sie gegenüber dem Branchenportal Meedia. Die Gründerinnen, beide Anfang bis Mitte Dreißig, wollen ein Sprachrohr für „starke Frauen“ sein. „Susann, meine Mitgründerin, ist übrigens gerade schwanger“, hat Wohlert vor einiger Zeit in einem Gespräch mit der Berliner Morgenpost gesagt. Als Unternehmerin könne man eben auch durchaus Kinder bekommen. 

Hoffmann und Wohlert kennen sich eine halbe Ewigkeit, haben gemeinsam bei dem Informationsnetzwerk Gründerszene gearbeitet und bezeichnen sich „als Frauen, die gzeigt haben, daß sie durchstarten können“. Mit der Mischung aus Wirtschafts- und Lebensartthemen speziell für Frauen hat die Redaktion eine thematische Nische besetzt. 

Das Konzept scheint anzukommen, die Nutzerzahlen sind in den vergangenen Monaten noch einmal gestiegen und liegen derzeit bei rund 550.000 pro Monat. Die beiden Gründerinnen legen Wert auf die Feststellung, daß sie „kein Emanzenportal“ betreiben. Sie sehen sich vielmehr als Blog, Plattform, Community. Ein Schlüssel der Resonanz könnte eine moderne Form der Leser-Blatt-Bindung sein. Neben den Redakteuren können auch Leser des Netzwerks Artikel verfassen. 

„Was wir von Beginn an wollten: Einen Ort schaffen, wo sich starke Frauen miteinander vernetzen können, ihnen und ihren Gedanken eine Bühne geben, wobei wir Männer nicht ausschließen. Wir wollen nicht Diät, Mode, Partner bedienen, sondern Lebensnahes, Praktisches und Persönliches aus der Realität zeigen“, erklärten sie gegenüber der Zeit. 

Es ist in der Tat kein herkömmlicher Online-Auftritt unzufriedener Feministinnen. Sondern durchaus ein Magazin, das sich mit Alltagssorgen auseinandersetzt. „Immer mehr Deutsche klagen über Unzufriedenheit und Überlastung am Arbeitsplatz. In Skandinavien hat man dagegen ein Mittel gefunden“, heißt es beispielsweise in einem kürzlich erschienenen Artikel. 

Die Antwort liefert die Redaktion gleich mit: „In Deutschland setzen sich flache Hierarchien nach und nach durch, bisher aber nur in wenigen Berufszweigen. In Schweden hingegen begegnen sich Angestellte und die Führungsetage fast immer auf Augenhöhe. Das Betriebsklima ist oft sehr entspannt, alle Schweden duzen sich, und Ideen sowie Vorschläge der Mitarbeiter und des Arbeitgebers werden offen diskutiert.“ Das Thema Arbeitswelt nimmt einen breiten Raum ein. Benachteiligungen von Frauen, über die man in der Emma oder der Brigitte gern mal liest, werden eher nur gestreift: „Unser Fokus liegt eher darauf, Jobs und Unternehmen auszuwählen und vorzustellen, die zu unserer Zielgruppe passen – also Frauen, die Lust auf die nächste berufliche Herausforderung haben oder nach der Elternzeit wieder einsteigen oder gerade erst ihre Berufslaufbahn beginnen“, schreibt das Magazin in einer Erklärung über Sinn und Zweck ihrer Job-Börse. 

Interessant ist auch ein Blick auf die Preisträgerinnen des „Edition-F-Awards“. Für 2016 wurde beispielsweise die 18 Jahre alte Patricia Asemann ausgezeichnet, die mit einem damaligen Forschungspartner für den Bundeswettbewerb „Jugend forscht“ ein computerbasiertes Verfahren entwickelt hat, das die Entstehung eines Planetensystems aus Staubscheiben simuliert. 

Tenor: Man unterstütze die Frauen, die etwas werden wollen, weil sie was können und nicht, weil sie eine Frau sind. Meedia lobt schließlich auch das „unaufgeregte“ Layout. „Editionf.com hat eine elegante Magazin-Ästhetik, die größtenteils in Schwarz-Weiß gehalten ist und den Lesern sofort vermittelt: Auch Business kann stilvoll gut aussehen.“