© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/17 / 15. Dezember 2017

Umwelt
Bio mit Idealismus
Volker Kempf

Seit 20 Jahren gibt es Bioboom. Was macht Bio aus, was macht es besser, wie verläßlich ist die Vermarktung? Das sind die Fragen, um die das kostenlose Magazin des Naturkosthandels kreist. Die Jubiläumsausgabe „Mit Bio Zukunft gestalten“ thematisiert die Wurzeln von Bio. 1975 gab es 20 Bioläden und Garagenfirmen mit Gemüsekisten. 1982 entstand der Anbauverband Bioland. Ganz neu war nur der Boom, schon 1927 belieferten Anthroposophen mit Demeter den Markt. Für manche 68er war Biokost ein Zeichen gegen die Macht der Konzerne. Der 1912 geborene Biobauer Baldur Springmann wurde 1980 Grünen-Mitgründer, aber bald als Vertreter der falschen Generation aussortiert. Ähnlich erging es dem drei Jahre älteren Max Otto Bruker. Der „Ernährungspapst“ empfahl: Kaufe nicht, was an Industrienahrung in der Werbung angepriesen wird, dann lebst du halbwegs gesund.

Weniger Fleisch, mehr Tierschutz lautet die Devise, die auch für viele Vegetarier gilt.

Doch wer Anfang der neunziger Jahre in einem Bioladen ein Plakat für eine Bruker-Veranstaltung aushängen wollte, der wurde oft hinausgeworfen. Während es zunächst reichlich ideologisiert zuging, um die Welt über Biokost und Öko-Landwirtschaft zu verbessern, stehen nun Fragen des Genusses und der Qualität im Vordergrund. Die Bioboom-Sonderausgabe macht daher auch mit Qualitätsfragen auf – zu Damen-Hygieneartikeln. Eine neue idealistische Bio-Generation will Verlagschefin Jeanine Tovar laut ihrem Editorial ausgemacht haben: eine, die sich vegane Ernährung auf die Fahnen schreibt. Weniger Fleisch, mehr Tierschutz lautet die Devise, die auch für viele Vegetarier gilt. Motive für eine vegane oder vegetarische Ernährung gibt es viele. Bioboom wird damit vor allem aber ein wichtiges Thema zugeschoben, Fragen nach der Gesundheit zu stellen. Wer es übertreibt, rettet deshalb noch nicht die Welt, schneidet sich aber mitunter ins eigene Fleisch.