© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 52/17-01/18 22. Dezember / 29. Dezember 2017

Lesereinspruch

Und er hat doch recht

Zu: „Die Sünde als Bestie“ von Karlheinz Weißmann (JF 50/17)

In diesem Fall gibt nicht nur der Jakobusbrief (Jak 1, 13-14) Papst Franziskus recht (daß Gott nicht in Versuchung führt), sondern auch die Übersetzung des Vaterunser aus dem Aramäischen, der Sprache Jesu. Dr. Rocco A. Errico, ein anerkannter Aramäisch-Gelehrter, führt in seinem lesenswerten Buch „Das aramäische Vaterunser“ aus, daß die Übersetzung aus dem Aramäischen etwa „Laß uns nicht auf Versuchungen eingehen“ laute. Hier führt nicht Gott in Versuchung, sondern wird als derjenige angesprochen, der Hilfe gibt, wenn der Mensch sich einer Versuchung ausgesetzt sieht und sich an ihn wendet. Ob der Mensch das tut, obliegt seinem eigenen freien Willen. Errico arbeitete zusammen mit Dr. George M. Lamsa, einem weltbekannten assyrischen Aramäisch-Gelehrten, der in einem christlichen Nomadenvolk im heutigen Nordirak bei einem Stamm aufwuchs, der noch weitgehend das galiläische Aramäisch aus der Zeit Jesu bewahrt hat und das Neue Testament nur in dieser Sprache kannte. Er übersetzte Texte der Heiligen Schrift  aus alten aramäischen Manuskripten ins Englische.

Dr. Marianne Katterfeldt, Erwitte