© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 52/17-01/18 22. Dezember / 29. Dezember 2017

Wappnen für den Jahreswechsel
Köln: Übergriffe wie vor zwei Jahren verhindern
Christian Vollradt

Silvester und Köln, dieses verbale Zweigestirn hat seit dem Jahreswechesl 2015/2016 keinen guten Klang mehr. Damals war es im Gedränge auf der Domplatte sowie im Hauptbahnhof zu hundertfachen sexuellen Übergriffen durch zumeist ausländischstämmige junge Männer auf Frauen gekommen (JF 3/17). Wie im vergangenen Jahr soll ähnliches auch zum kommenden Jahreswechsel verhindert werden. Deswegen wird die Stadt Köln den öffentlichen Raum um den Dom zur böllerfreien und streng überwachten Zone erklären. Zudem erhalten Besucher weiße Armbändchen mit dem Logo der Stadt und der Aufschrift „Respect“. Mit ihnen wolle man, so Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos), Übergriffen vorbeugen. „Die Ereignisse von vor zwei Jahren dürfen sich niemals wiederholen. In Köln gilt nicht das Recht des Stärkeren, sondern jederzeit die Stärke des Rechts“, sagte sie bei der Vorstellung der Kampagne vergangene Woche.

So ganz scheinen sich die Stadtoberen allerdings nicht auf die Armbänder verlassen zu wollen. „Die Polizei wird rund 1.400 Beamtinnen und Beamte einsetzen“, sicherte Kölns Polizeipräsident Uwe Jacob zu. Seine Kräfte würden „frühzeitig und entschieden eingreifen“, größere Gruppen werde man nicht zulassen.

Auch der neue Innenminister, Herbert Reul (CDU), möchte offensichtlich eine Blamage, wie sie seinem SPD-Amtsvorgänger Ralf Jäger widerfuhr, auf jeden Fall vermeiden. Alle 18 Hundertschaften der Bereitschaftspolizei des Landes werden zum Jahreswechsel im Dienst sein. Entweder gezielt dort, wo örtliche Einheiten – vor allem in den großen Städten – sie benötigten, oder „im „Stand-by-Modus“, um bei Bedarf unterstützen zu können. Landesweit will der Minister insgesamt rund 5.700 Beamte im Einsatz haben. „Wir wollen, daß die Menschen überall in Nordrhein-Westfalen sicher und ausgelassen feiern können“, teilte er in einer Presseerklärung mit. Deshalb werde man „überall sichtbare Präsenz von Streifenteams haben, die für die Bürgerinnen und Bürger auch ansprechbar sind“. Mit einem sogenannten „Silvester-Erlaß“ an alle Dienststellen hat Reul auch die goldbesternten Beamten des höheren Dienstes in Rufbereitschaft versetzt.