© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 52/17-01/18 22. Dezember / 29. Dezember 2017

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Wenn der Staat versagt“, JF 51/17

Abgetaucht – still ruht der See

35.000 Asylanten sind in Deutschland verschwunden, und die Bundesregierung äußert sich nicht dazu. Jedenfalls ist es kein Thema. Allein dies zeigt dringend an, die Regierungsperioden auch in Deutschland auf zwei zu begrenzen.

Elke Christensen, Nentershausen






Zu: „Zum Schaden Deutschlands“ von Bruno Bandulet, JF 51/17

Ein Fall für den Mediziner

Wie sagte schon unser Bundeskanzler Helmut Schmidt? Wer Visionen hat, der sollte zum Arzt gehen. Präsident Macron sollte seine Hausaufgaben in Frankreich erst einmal erledigen, bevor er Europa führen will. Damit dürfte er lange Zeit genug Arbeit haben: die hohe Jugendarbeitslosigkeit, die überbordenden Staatsschulden, das aus dem Ruder gelaufene Migrationsproblem, die überproportionalen Militärausgaben usw. Im übrigen leben die Franzosen mit einer geringen Arbeitszeit und einem niedrigen Renteneintrittsalter gut und gerne. 

Wenn er diese Aufgaben erledigt haben sollte, kann er wieder wohlfeile Reden halten, aber bitte nicht zum Wohl der EU, sondern Europas, denn dieses Bürokratie-Monster leert dem europäischen Steuerzahler heute schon die Taschen. Und das dürfte auch einer seiner Hintergedanken gewesen sein, die Schulden Frankreichs zu verallgemeinern. Natürlich dürfen wir Deutsche dann wieder am meisten dafür zahlen, um dann Frankreich ganz selbstherrlich die Führungsrolle als Grande Nation zu überlassen. Nein danke, ein Napoleon reicht uns Deutschen. Früher wurde so etwas als Hasadeur bezeichnet, heute als weitsichtiger Europäer, dem der Karlspreis zuerkannt wird.

Volker Krause, Arnsberg






Zu: „Eine Partei im Praxis-Test“ von Dieter Stein, JF 51/17

Harte Arbeit und Disziplin

Die Funktionsträger der AfD sollten die mahnenden Worte von Dieter Stein sehr ernst nehmen. Das Wohl des Landes muß oberste Priorität haben, und das gilt im Großen wie im Kleinen. Ob diese Maxime alle stets vor Augen haben, wird auch in innerparteilichen Angelegenheiten sichtbar, da diese frei gestaltet werden können. Sollte davon nur ein Zoll breit abgewichen werden, so könnten die Folgen verheerend sein, denn die AfD hat sehr kritische und anspruchsvolle Wähler, was die Integrität der Mandatsträger betrifft. Viele von ihnen sind zudem gefordert, an sich zu arbeiten, um die anstehenden Aufgaben optimal erfüllen zu können. Hier sind harte Arbeit und Disziplin gefordert, zum Wohle des Landes und auch der Partei, aber keineswegs zum eigenen Wohle.

Dr. Edgar Umlauf, Garching bei München






Zu: „‘Es war ein Tribunal’“, im Gespräch mit Rechtsprofessor Thomas Rauscher, JF 51/17

Mit Luther nach Leipzig

Dem Gespräch von Professor Rauscher mit Herrn Schwarz ist nichts mehr hinzuzufügen. Zur politischen Korrektheit von SPD-Ministerin Stange und Dekan Drygala und ihren Mitläufern paßt noch das Zitat von Martin Luther: „Wer die Wahrheit sagt, dem wird man gram.“

Dr. Hartmut Heinlein, Eschershausen






Zu: „Die Sünde als Bestie“ von Karlheinz Weißmann, JF 51/17

Keine gelassene, weise Heiterkeit

„Elend und Glanz der Übersetzung“ (Miseria y Esplendor de la Traducción) hat José Ortega y Gasset einen Essay überschrieben. Stimmt. Beim Wechsel von einer Sprache in die andere wechselt mit dem Wort oft auch der Sinn. Warum sollte es dem Heiligen Hieronymos mit der Vulgata nicht anders ergangen sein? Das griechische Wort bei Mt 6,13 lautet „peirasmón“ und kann „Versuchung, Zumutung, Prüfung“ bedeuten. Das lateinische „tentatio“ kann „Berührung, Anfall, Angriff, Versuch, Probe“ bedeuten. Martin Luther hat „Vnd füre vns nicht in Versuchung“ (Ausgabe Wittenberg 1545) übersetzt (Orthographie wie im Original). Jesus sprach Aramäisch – der Wortlaut ist uns also ohnehin nicht überliefert. Aber Jesus lehrt uns, zum Vater zu sprechen. Auch der Gott des Alten Testaments läßt mit sich sprechen: Noah, Moses und Hiob, der ja auch auf die Probe gestellt wurde. Ganz im Gegensatz zu dem absolutistischen Gott im Koran, der eine erschreckende Gottesvorstellung predigt! Da ist mir, ungeachtet möglicher Übersetzungsvarianten, doch der Gott des Christentums lieber, auch wenn der Papst an der Vulgata herummäkelt. 

Übrigens: Daß die Ankündigung des Artikels auf Seite 1 unter dem Titel „Ansichten eines Clowns“ erfolgte, ließe sich zusätzlich mit der Ähnlichkeit des Papstes Franziskus mit dem Clown Grock erklären, weshalb er mir schon bei der Wahl sympathisch erschien. Ganz so lustig finde ich das, was der amtierende Papst mittlerweile von sich gibt, allerdings nicht mehr. Die gelassene Heiterkeit eines Johannes XXIII. oder die weise Heiterkeit eines Benedikt XVI. vermisse ich bei ihm. Die „Sünde als Bestie“ kann auch die Sünde des Nachlaufens nach dem vermeintlichen Zeitgeist sein.

Dr. phil. Friedrich Lederer, Bad Reichenhall






Zu: „Eine Armee in Abwicklung“ von Peter Seidel, JF 51/17

Verspäteter Zeitpunkt

Eigentlich kommt das Thema – aus meiner Sicht als ehemaliger Offizier – viel zu spät, denn der Beginn des Rückwärtsgangs unserer Bundeswehr begann bereits mit der Ernennung unserer Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen. Ein General oder Admiral durchläuft ein Dutzend Ausbildungsstufen, um in bestenfalls zwanzig Jahren den höchsten Rang in einer Armee zu bekleiden – um dann eine Politikerin vor die Nase gesetzt zu bekommen, die nicht die geringsten Voraussetzungen für ihre Position haben kann. Nun könnte man sagen: Die Finanzierung einer Armee ist ein Politikum und rechtfertigt einen guten, finanziell geschulten höheren Offizier. Aber eine junge Dame? 

Da staunen Zeitungsleser, daß von 244 Kampfpanzern unserer Bundeswehr vom Typ Leopard 2 gerade einmal 95 einsatzbereit sind! Bei der U-Boot- und Luftwaffe sieht es ähnlich aus: Der Ersatzteilmangel und Reparaturbedarf ist schlichtweg katastrophal seit Jahren. Die ganze Misere soll jetzt erst durch einen Verteidigungsausschuß geklärt werden. Warum geschieht das nicht laufend? Und warum haben sich die zuständigen Generäle und Admiräle nicht schon lange Gehör verschafft? Denn inzwischen fehlt es aus diesen Gründen auch an Nachwuchs. Das hätte längst die Aufmerksamkeit der Bundeskanzlerin erfordert!

Joachim Woerner, Mainz






Zu: „Sozialpolitische Sause“ von Paul Rosen & „Gut gemeint, aber nicht zu Ende gedacht“ von Christian Schreiber, JF 50/17

Eine Art Zusatzsteuer

Als Ärztin konnte ich in den letzten zwanzig Jahren erleben, wie die Versorgung der gesetzlich Versicherten Schritt für Schritt immer weiter abgebaut wurde: Immer höhere Zuzahlungen für Medikamente, Zahnregulierung ab 18 Jahren und Brille selbst bezahlen, „Vorsorge“-Untersuchungen erst, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, die arme Rentnerin muß die notwendige Taxifahrt zum Arzt selbst bezahlen, immer weniger Physiotherapie etc. pp. Mit der privaten Krankenversicherung gab es bisher ein gewisses Entgegenkommen, wenn auch teils um den Preis hoher Beiträge. Damit soll jetzt Schluß sein. Fehl geht, wer der SPD hier einen, wenn auch gut gemeinten, Irrtum unterstellt.

Eine Krankenversicherung hat den Zweck, das Risiko zu streuen, da niemand weiß, welche Krankheit er einmal erleidet, und kann um so besser sein, je mehr Teilnehmer sie hat. Aber in unserem Raubstaat verkommt die gesetzliche Krankenversicherung, einst ein historischer Fortschritt, immer mehr zu einer Art zusätzlicher Steuer: zahlen muß man, bekommt aber immer weniger dafür! Unter dieses Joch will die SPD jetzt alle Bürger zwingen – und die 233 Milliarden Euro Rücklagen der privaten Krankenversicherungen in den nimmersatten Staatsschlund stecken.

Iris Schmidt, Bruchsal






Zu: „Pankraz, J. Massenet und das Aus für Schwanensee“, JF 50/17

Hochgebildete Eigenständigkeit

Ich nehme diese Kolumne zum Anlaß, Günter Zehm zu danken, daß er uns Lesern der JUNGEN FREIHEIT auch im Jahr 2017 Woche für Woche gezeigt hat, was man mit einem Blick hochgebildeter Eigenständigkeit zu erfassen vermag. Es ist keine Selbstverständlichkeit, daß er dazu bereit war.

Manfred Brunner, München






Zu: „Viel Bekümmernis“ von Jens Knorr, JF 50/17

Sehr aufschlußreiche CD-Kritik

Ich finde die Kritik an Matthias Goerne sehr aufschlußreich. Ich habe ihn in seinen Anfängen oft gehört und vor allem als Liedersänger sehr geschätzt. Nach vielen Jahren war ich überrascht, als ich ihn in Schwarzenberg hörte: nicht eine überzeugende, überaus kraftvolle männliche Stärke, sondern zum unbeherrscht Rohen tendierend. In Ihrer Rezension wird diese Eigenschaft als „bedeutungsschwer nachhallend“ bezeichnet.

Wolfgang Jäger, Dortmund






Zu: „Erklärt mir das“ & „Energiewende setzt Kräfte frei“ von Carsten Müller, JF 48/17

Staatlich verordnetes Dumping

Die unwirtschaftliche und unsoziale Energiewende in Deutschland zwingt Siemens, die Fertigung von Gasturbinen und Generatoren weitgehend einzustellen. Dabei sind Gas- und Dampfturbinen (GuD) die thermischen Stromerzeuger mit dem besten Wirkungsgrad von 60 Prozent. Zum Vergleich: Moderne Kohlekraftwerke erreichen einen Wirkungsgrad von 46 Prozent. GuD-Anlagen brauchen also deutlich weniger Brennstoff als Kohlekraftwerke. Daß sie dennoch unwirtschaftlich sind, liegt am Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), das vorschreibt, den hochvergüteten Ökostrom zu jedem Preis an den Strombörsen zu verkaufen. Um ihn loszuwerden, muß er unter den Preisen der konventionellen Kraftwerke angeboten werden und damit weit unter den Vergütungskosten. 

Der nachhaltige Verkauf von Waren oder Dienstleistungen unter den Gestehungspreisen ist Dumping, welches die Wettbewerber in die Geschäftsaufgabe oder in die Insolvenz treiben muß. Dumping wird weltweit geächtet und verfolgt, weil es den Wettbewerb aufhebt und zu immer höheren Preisen für den Verbraucher führt. Die sogenannte „Vermarktung“ des Ökostroms ist also staatlich verordnetes Dumping. Bezahlt werden die Dumpingkosten von den Stromverbrauchern als EEG-Umlage. 

Das Ökostrom-Dumping treibt die konventionellen Kraftwerke in die Verlustzone. Das gilt insbesondere für die GuD-Kraftwerke, weil Gas teurer ist als Kohle. Der Vorstand von Siemens und die Gewerkschaften sollten eigentlich den Grund für die Arbeitsplatzverluste in der Gasturbinenfertigung kennen: das Ökostrom-Dumping. Sie sollten Front dagegen machen und eine Verfolgung des Dumpings fordern. Dann werden auch die Arbeitsplätze in der Turbinenfertigung wieder rentabel. Den Erhalt unrentabler Arbeitsplätze mit dem Hinweis auf die gute Ertragslage bei Siemens zu fordern, ist wirtschaftlicher Unsinn.

Prof. Dr.-Ing. Hans-Günter Appel, Pressesprecher NAEB e.V., Schortens






Zu: „Gemeinschaft von Gläubigen“ von Fabian Schmidt-Ahmad, JF 48/17

Die Inquisition lebt

Was soll schon dabei herauskommen, wenn die Anforderungen für das Abi­tur teils stark gesunken sind? Wenn der Mainstream die Meinung vorgibt, statt ihre Bildung zu unterstützen? Wenn selbständiges Denken und kritisches Hinterfragen überflüssig werden beziehungsweise sogar gefährlich werden können? Die Inquisition lebt! Sie kommt heuer von links. Ja: Der „klinische Schwachsinn“ unterwandert Medien, Bildungseinrichtungen, Politik usw. Ein geistiger Virus, frisch aus dem Labor entwichen. Etliche Studis haben verlernt, selbst zu denken. Ich gehe noch einen Schritt weiter und behaupte: Sie haben Angst, selbst zu denken!

Gabriele Sachs, Berlin




Größenwahnsinnig

Jene Studenten, die sich das Recht herausnehmen, ihre spezielle Weltanschauung ihren Mitmenschen aufzuzwingen, die Vorlesungen und Seminare stören und Professoren, deren Meinung sie nicht teilen, diffamieren, zeigen Symptome einer Glaubensgemeinschaft, die im Größenwahn ihren eigenen Glauben als den einzig wahren gelten läßt. Zudem kann bei über 50 Prozent Abiturienten eines Jahrganges gar nicht verhindert werden, daß ein geistiges, besonders linkes Proletariat die Atmosphäre an den Hochschulen mitbestimmt. Die ehemals hochgeschätzten Begriffe „Student“ und „Universität“ geben ihnen das vermeintliche Recht, „Aktionen“ zu initiieren, obwohl sie die dahinterstehenden Theorien geschätzter Denker gar nicht verstehen. Es bleibt die Hoffnung, daß Hegel recht behalten wird und nur das wirklich ist, was auch vernünftig ist.

Dieter Rakete, Hamburg






Zu: „Bezahlen für Luft“ von Michael Limburg, JF 48/17

Nur die Kernkraftwerke nicht

Ein grandioser Aufsatz! Vor allem gefällt mir daran, wie hier dargelegt wird, daß die „großartigen Klimaretter“ miese Abzocker sind, die nur auf ihren ganz persönlichen Vorteil bedacht sind. Nur Michael Limburgs Bejahung von Kernkraftwerken teile ich nicht, da hierbei das Abfallproblem in keinster Weise gelöst ist, ganz abgesehen von der Gefahr von einem etwaigen Super-Gau. KKWs sollten nur noch so lange am Netz bleiben, wie dies ökonomisch zwingend notwendig ist.

Carsten Zöllner, Berlin