© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 52/17-01/18 22. Dezember / 29. Dezember 2017

So wird 2018
Ein augenzwinkernder Jahresausblick
Boris T. Kaiser

Schon wieder ist ein Jahr vorbei. Ein Jahr, in dem der alltägliche Wahnsinn die Grenzen zwischen Realität und Satire wieder einmal verschwimmen ließ. Wir haben uns erlaubt, einige Entwicklungen für das kommende Jahr ironisch weiterzuspinnen, übernehmen aber für den Übergang zur Realsatire und das tatsächliche Eintreten der ein oder anderen Schreckensphantasie keine  Haftung.

Der Hashtag #MeToo schafft es, trotz des schlechten Handy-Empfangs in den deutschen Innenstädten pünktlich zum Neujahrsmorgen auf Platz eins der deutschen Twittertrends. Feministinnen sind entsetzt über die „Vereinnahmung und Instrumentalisierung des so wichtigen Schlagwortes durch Rechts“. Beim „Women’s March gegen Rassismus und Islamophobie“, der mit einer Gratis-Tee-Ausgabe vor einer Moschee nach dem Freitagsgebet endet, bitten sie symbolisch alle Asylsuchenden um Vergebung für die ablehnende Haltung vieler „biodeutscher“ Frauen gegenüber Geflüchteten und fordern eine Ausländerquote für Tinder-Matches.

Der neue genderdiskriminierungsfreie Personalausweis wird eingeführt. Man kann nun aus über 60 Geschlechtern auswählen und diese, dank des kleinen Rädchens am Rand des Ausweises, auch nach Belieben und aktueller Stimmung wechseln. Grüne und Linke sprechen von einem großen Sieg für die Vernunft. Teilen der CDU geht der Vorstoß nicht weit genug.

Heiko Maas wechselt in den Aufsichtsrat von Facebook Deutschland. Einen Interessenkonflikt mit seiner früheren Tätigkeit sieht er nicht. „Im Gegenteil“, so sagt er, seine Erfahrungen als Justizminister im Wahrheitsministerium würden ihn „geradezu prädestinieren, das Unternehmen Facebook und insbesondere dessen User zu beaufsichtigen“.

Rußland wird von der Fußball-WM im eigenen Land ausgeschlossen. Das daraufhin von Putin verhängte Einreiseverbot für sämtliche WM-Teilnehmer wird von der internationalen Staatengemeinschaft als grober Verstoß gegen das Völkerballrecht gewertet. Zu den daraufhin beschlossenen Sanktionen gehören unter anderem ein europaweites Stadionverbot für Gerhard Schröder und ein Red-Bull-Embargo.

Nach der Kritik des Papstes am deutschen Vaterunser wollen nun auch hohe Vertreter der evangelischen Kirche in Deutschland das Gebet umschreiben. In der Einleitung soll es in Zukunft heißen: „Vater, Mutter, Transgender Unser“. Außerdem fordert die EKD eine ersatzlose Streichung des „Dein Reich komme“. Der Begriff „Reich“ sei in Deutschland historisch belastet und dürfe nicht, „durch religiöse Überhöhung, von seiner Schuld reingewaschen werden“, heißt es in einer offiziellen Erklärung.

Helene Fischer gibt ihren Kritikern endlich nach und äußert sich zum Thema Flüchtlinge. Zum großen Entsetzen der Mainstreammedien schlägt sie dabei vor allem kritische Töne an. Die Schlagersängerin sagte wörtlich: „Mir ist ein Stadion voller besoffener deutscher Fußballfans, die mich auspfeifen, immer noch lieber, als jeder Nafri-Mob in einer deutschen Großstadt bei Nacht.“ Außerdem kündigt sie für Ende des Jahres ein Duett mit dem patriotischen Rapper Chris Ares an.

Bei den Landtagswahlen in Bayern dürfen erstmals auch alle geistig behinderten Menschen voll gleichberechtigt mitwählen. Darunter viele, die weder lesen noch schreiben, noch aus eigenem Antrieb Kreuze machen können. Außerdem etliche, die sich wegen einer unter Schuldunfähigeit begangenen Straftat in einer psychiatrischen Unterbringung befinden. Eine Manipulierbarkeit, die über das Normalmaß des durchschnittlichen „Tagesthemen“-Zuschauers hinausgeht, schließt der neugewählte bayrische Ministerpräsident Gregor Gysi aus. Die Einbeziehung aller geistig Behinderten bei Wahlen sei dafür aber „ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum demokratischen Sozialismus“.

Die sich im Bildungsprozeß befindenden Vereinigten Staaten von Europa verklagen Österreich. Alles, was die schwarz-blaue Regierung bisher gemacht habe, verstoße gegen die Einheitsdenkgebote und damit gegen europäisches Recht. Neben der Klage schickt die Kommission der Europäischen Union eine Task Force aus arabischen und nordafrikanischen Fachkräften nach Wien, die Österreich bei der Umsetzung des EU-Willens juristisch beraten sollen.

Die Neujahrsansprache der nach mehreren gescheiterten Sondierungen immer noch geschäftsführenden Bundeskanzlerin wird erstmals nicht einfach nur arabisch untertitelt. Vielmehr hält Angela Merkel die Rede komplett in arabischer Sprache. In ungewohnt angriffslustig klingenden Worten zieht Merkel eine positive Bilanz für das Jahr 2018 und äußert die Hoffnung, daß es im Jahr 2019 auch endlich mit der Bildung einer neuen Bundesregierung klappen könnte. „Inschallah!“