© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/18 / 05. Januar 2018

Umweltschutz fördern zum Wohle der Industrie
Nachhaltigkeit: AfD fordert „gesunden Menschenverstand“ gegen die „Ideologisierung der Energiewendepolitik“
Mathias Pellack

Laut dem neugegründeten „Sozialen Nachhaltigkeitsbarometer der Energiewende“ wird die AfD von 34 Prozent der eigenen Anhänger als die kompetenteste Partei in puncto Energiewende angesehen. Nur die Anhänger der Grünen (74 Prozent) und der CDU (54 Prozent) schätzen die Kompetenz der eigenen Fraktion noch höher ein.

Das Nachhaltigkeitsbarometer zeigt große energiepolitische Entwicklungsmöglichkeiten für alle Parteien. Auf die Frage hin, welche der im Bundestag vertretenen Parteien die „besten Konzepte zur Umsetzung der Energiewende“ hätten, geben von den 7.321 Befragten nur 21 Prozent die Grünen an. Hingegen wählen ganze 51 Prozent keine Partei.

AfD-Landeschef von Mecklenburg-Vorpommern und stellvertretender Vorsitzender der Bundestagsfraktion, Leif-Erik Holm, sieht hier ein großes Potential: „Wir sind diejenigen, die der Ideologisierung von Energie- und Umweltpolitik ein Ende setzen und dem gesunden Menschenverstand zur Renaissance verhelfen wollen.“

Die „Energie- und Umweltpolitik“ habe „immer größere Bedeutung“. Das reiche von der „Windkraft“ über die „deutsch-russische Gaspipeline, Netzentgelte und die Wolf-Problematik bis hin zur Wärmedämmung von Häusern“.

Die aktuelle und erste Studie des Institute for Advanced Sustainability Studies e. V. (IASS) in Potsdam von 2017 weist nach, daß die Energiewende von der Mehrheit der Bevölkerung als „teuer“ (67 Prozent), „ungerecht“ (58 Prozent) und „chaotisch“ (52 Prozent) empfunden wird. Wobei die jeweils Unentschiedenen 17, 30 und 23 Prozent ausmachen. Trotzdem hat eine Mehrheit von 42 Prozent eine positive Einstellung der Energiewende gegenüber, und lediglich 33 Prozent sehen die Energiewend kritisch.

Den Widerspruch erklärt Holm mit der prinzipiellen Zustimmung zu „möglichst sauberer Energieerzeugung“. „Nur die ökopopulistische Hals-über-Kopf-Energiewende von Frau Merkel, die nicht funktioniert und die Bürger immer mehr zur Kasse bittet“, lehne die Mehrheit der Deutschen „völlig zu Recht“ ab.

Die Macher der Studie schreiben über diesen Unwillen der Bevölkerung, die hohen Kosten zu tragen – der Strompreis in Deutschland ist der EU-weit zweithöchste – ,als etwas, das die Ener­gieberatung „effektiver unterstützen“ müsse. Sie solle „stärker vor Ort präsent sein und die Bereitschaft zum Investieren mit konkreten Hinweisen und weiteren Handlungsoptionen“ verbessern.

Der gesunde Menschenverstand, der mit einem zu schützenden Gut sparsam umgeht, ist hier offenbar nicht gefordert. Umweltschutz soll nicht wie Holm sagt, zur „Pflege der Kulturlandschaften“ und Windanlagenbau nur mit „Zustimmung der Bürger“ geschehen.

Soziales Nachhaltigkeitsbarometer der  Energiewende

 www.iass-potsdam.de