© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/18 / 05. Januar 2018

Frisch gepresst

Krieg. Nach dem vorläufigen Ende des Ost-West-Konflikts hielten manche Auguren den Weg in die ewig „friedliche“ One World westlichen Musters für planiert. Stattdessen erlebte auch Europa den Krieg wieder als Fortsetzung der Politik. Und auch der Blick nach Übersee zeigt, daß seit 1914 Krieg eher als Frieden der weltgeschichtliche Normalfall war. In vierzehn Kapiteln rollt der Erlanger Emeritus Gregor Schöllgen dieses Jahrhundert der Kriege ab. Schöllgen, obwohl im Nebenamt lange für die historische Ausbildung deutschen Diplomatennachwuchses verantwortlich, verzichtet weitgehend auf Analysen und beschränkt sich auf referierende Präsentationen – mit Schwerpunkt auf die Zeit nach 1945. Wobei sein Blick auf afrikanisch-orientalische „Biotope der Gewalt“ jede Hoffnung auf Frieden in diesen Weltregionen im Kein erstickt. Warum dann die Europäer, nun bedroht von solchem Chaos, ihr Heil im EU-Superstaat suchen sollten, obwohl Schöllgen Brüssel vorhält, bei der Kontrolle der Außengrenzen zu versagen und ein destabilisierendes Asylrecht geschaffen zu haben, bleibt das Geheimnis eines Diplomatenausbilders, der seine Zöglinge allen Ernstes belehrte, die „Willkommenskultur“ sei die „Wiedergutmachung“ für die bis 1945 verübten Untaten „deutscher Verfolger und Räuber“. (wm)

Gregor Schöllgen: Krieg. Hundert Jahre Weltgeschichte. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2017, gebunden, 367 Seiten, Abbildungen, 24 Euro





Alleinschuld. Den 92jährigen Autor, noch erzogen in preußisch-protestantischem Geist und in Opposition zum NS-Regime, treibt gleichwohl das Leiden an der Ungerechtigkeit des öffentlichen Blicks auf den Zweiten Weltkrieg zum Einspruch. Denn auch ein von der Alleinschuld entlasteter Hitler verdiene noch lange keine Sympathie, bemerkt Schröder. Ein Volk für alleinverantwortlich am Ausbruch des Krieges, der Ausweitung zum Weltkrieg und für jedwedes damalige Unrecht zu erklären, ist nicht nur wahrheitswidrig, wie die Quellen zum Angriff auf Polen oder auf die Sowjetunion zeigen, sondern in ihrer propagandistischen Vehemenz geeignet, uns Deutschen das Eigene zu verleiden. Es ist diese perfide Einseitigkeit, die den Verfasser erzürnt. Seine auf solider Kenntnis fußenden Fakten bietet der Autor teilweise aber wie in einem Kaleidoskop verstreut dar, statt sie streng thematisch zuzuordnen. (wb)

Martin Schröder: Von Halbwahrheiten zum „Patienten Deutschland“. Eine Streitschrift. Edition Hathor, Aachen 2017, broschiert, 140 Seiten, 12,80 Euro