© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/18 / 05. Januar 2018

Knapp daneben
Es geht bloß um Profit
Karl Heinzen

Wer Frauen wieder so richtig diskriminieren möchte, muß gar nicht auf eine weitere Islamisierung setzen. Unsere Wirtschaft schafft dies auch aus eigener Kraft. Manche der einschlägigen Fakten sind altvertraut. Weibliche Führungskräfte kann man in Unternehmen weiterhin mit der Lupe suchen. Je höher die Hierarchieebene ist, desto mehr bleiben die Herren unter sich. Wenn Frauen den gleichen Job erledigen wie Männer, heißt dies noch lange nicht, daß sie dafür auch in gleicher Weise entlohnt werden. Die Gehaltsdifferenz wird auf bis zu 22 Prozent geschätzt. Als wäre dies nicht bereits genug, hat das Institut für sozioökonomische Forschung der Consultingfirma 2HM in einer im Auftrag der Antidiskriminierungsstelle erstellten Studie nun herausgefunden, daß Frauen auch als Konsumentinnen oft benachteiligt werden. Gehen sie zum Frisör, zahlen sie für einen Kurzhaarschnitt mit Waschen, Schneiden und Föhnen gut 55 Prozent mehr als Männer für die gleiche Leistung. Geben sie ihre Bluse in die Reinigung, müssen sie im Durchschnitt 1,80 Euro mehr berappen als für ein Herrenhemd verlangt wird.

Die Wirtschaft hegt keine Vorurteile gegen Frauen. 

Sie versucht nur die Gewinne zu maximieren.

Auf der Suche nach den Gründen für diese Phänomene macht man allerdings eine erfreuliche Entdeckung: Die Wirtschaft hegt gar keine Vorurteile gegen Frauen. Sie versucht nur, das zu tun, was ihr Auftrag ist, nämlich den Profit zu maximieren. Dazu muß sie die Löhne und Gehälter so gering halten wie es nur geht und möglichst hohe Preise gegenüber jenen durchsetzen, die dies mit sich machen lassen. Ihr liebstes Opfer sind dabei gar nicht die Frauen, sondern die Wohlhabenden. Diese stopfen sich zwar als Manager oder Kapitaleigner die Taschen voll. Als Konsumenten wird ihnen das Geld aber sogleich wieder abgenommen. Das Bedürfnis, ihren Reichtum zur Schau zu stellen, treibt sie in die Fänge einer gewissenlosen Luxusindustrie, die mit vermeintlichen Edelmarken mittelmäßige Qualität kaschiert und dafür horrende Preise verlangt. Alleine können sich die Wohlhabenden aus dieser psychologischen Falle nicht befreien. Sie brauchen eine Antidiskriminierungsstelle, die ihnen zur Seite steht.