© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/18 / 12. Januar 2018

Aufgeschnappt
Fleisch ist rechts
Matthias Bäkermann

Ernährungsform als Politikum – da werden allerlei Klischees wach: der AfD-Schriftzug aus Mett auf einer Berliner Wahlparty oder Tofubratling verputzende Grüne. 

Auch wenn „bisher noch nicht abschließend geklärt ist, ob hier kausale Mechanismen vorliegen“, wie die Mainzer Psychologin und überzeugte Vegetarierin Tamara Pfeiler eingestehen muß, darf sie in der Zeitschrift Aus Politik und Zeitgeschichte (1–3/18) der Bundeszentrale für politische Bildung ihre Klischees wissenschaftlich verbrämt ausbreiten. Dabei werden die Lager klar assoziiert: Vegetarische Ernährung links, Fleischkonsum rechts. „Internationale Studien“ zitierend, die zumeist aus dem Veganer-Milieu stammen, sind „vegane Menschen offener, gewissenhafter und emotional stabiler“. Fleischkonsumenten dagegen „weisen eher feindselige Interpretationen in zwischenmenschlichen Interaktionen und weniger Empathie auf“, weiß Pfeiler. Wenn dann Fleischfresser zudem noch Haustiere streicheln, was „Vorurteile gegenüber diesen Tieren ausdrückt“ und Diskriminierungsverhalten offenbart, dürfte eine rechte Parteimitgliedschaft kaum mehr fern sein. Daß sich der Anteil der Vegetarier (unter zehn Prozent) dabei nicht exakt politisch widerspiegelt, läßt die Psychologin auf Forschung in diese Richtung hoffen: „Bislang fehlen Studien.“