© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 04/18 / 19. Januar 2018

Konjunktur in Deutschland
Hohler Wirtschaftsboom
Hans-Olaf Henkel

Die Freude über den Wirtschaftsboom in Deutschland verfliegt schneller als Draghi Geld drucken kann. Erstens, weil die Rekordsteuereinnahmen daraus von der neuen GroKo gerade wieder verschleudert werden. Zweitens, weil das hohe Wachstum mit einem aus deutscher Sicht zu niedrigen Euro teuer erkauft ist. Der Euro wirkt auf die deutsche Exportindustrie wie süßes Gift. Die Probleme des Landes werden nicht angegangen. Die gute Konjunktur von 2017 war von der anziehenden Weltwirtschaft abhängig; diese wächst übrigens weiterhin stärker als bei uns. Das Produktivitätswachstum verweilt auf dem niedrigen Niveau der letzten Jahre und war sogar geringer als im Vorjahr. Rekordsteuereinnahmen, Rekordhaushaltsüberschuß und der Rekord-Export demonstrieren nur die expansive Geldpolitik. 

Zinsen und Euro sind angesichts der Wirtschaftslage unnatürlich niedrig. Bundeshaushalt und Exporte werden auf Kosten der Sparer über die EZB-Niedrigzinspolitik subventioniert. Wer die wirtschaftliche Lage ernst nimmt, muß sich fragen, ob man mit einer Anhebung des Sparerfreibetrages oder mit Senkung der Unternehmenssteuer Abhilfe schaffen will. Entlastung statt Belastung muß die Devise jetzt lauten.






Prof. Dr. Ing. E.h. Hans-Olaf Henkel ist Mitglied des Euro­pä­ischen Parlaments für die Partei Liberal-Konservative Reformer.