© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 04/18 / 19. Januar 2018

Kommerzialisiert und politisch korrekt
Podcast: Amazons Audible steigt ins Geschäft mit politischen Audio-Sendungen ein / Der Geist der Mainstream-Medien bleibt
Christian Schreiber

Im Zuge der Umwälzungen in der Audio-Medienlandschaft (JF 23/17) suchen Anbieter nach immer neuen Kooperationen und Darstellungsmöglichkeiten. So startete kürzlich die für Hörbücher bekannte Amazon-Tochter Audible 22 neue Podcast-Angebote, die über ein kostenpflichtiges Abonnement in Höhe von knapp zehn Euro zu hören sind. Seit Monaten schießen in Deutschland neue Hör-Angebote aus dem Boden. Die früher größtenteils freien Sendungen werden kommerzialisiert, Werbung hält Einzug in den Trend. 

Kein Wunder, daß auch der US-Gigant Amazon da mitspielen will. Audible stand dabei bisher eher für Freizeitunterhaltung, bot gesprochene Krimis, Thriller und Märchen an. Seit Mitte Januar bietet die Plattform drei wöchentliche journalistische Kolumnen für den deutschen Markt an. Die Rundfunkreporterin Bettina Rust setzt sich mit dem Thema Gesellschaft auseinander. Sportjournalist Manfred Breuckmann analysiert den Fußball, und Heribert Prantl, Herausgeber der Süddeutschen Zeitung gibt seine Sicht auf die politischen Dinge zum Besten. Die politische Stoßrichtung des Formats ist dabei schon nach wenigen Folgen klar. 

Sportsmann Breuckmann, ein Nostalgiker der alten Schule, jammert über die Kommerzialisierung und spricht damit den organisierten, oft linksstehenden UItras aus der Seele. Rust war schon zu ihren Zeiten beim RBB als „Expertin“ für feminine Themen bekannt, und SZ-Mann Prantl, den Altkanzler Gerhard Schröder vor Jahren als „Dritten Senat des Verfassungsgerichts“ bezeichnete, ist eifriger Mahner vor einem gesellschaftlichen Rechtsruck. Neben den Eigen-Formaten hat Audible auch andere Hörstücke aufgekauft, die Spiegel-Produktion „Im Untergrund“ über die RAF beispielsweise. In den neuen Angeboten für die Ohren setzen sich folglich die alten Narrative des klassischen Radios fort. Das Motto könnte so „Zahlen für Mainstrem-Medien“ lauten. Schade, daß man bei dem privaten Anbieter für sein Geld nicht etwas anderes bekommt.