© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 04/18 / 19. Januar 2018

Lediglich Kosmetik für das Begutachtungswesen
Quantität statt Qualität
(dg)

Das Begutachtungswesen (peer review) steht nach Ansicht des Wissenschaftsrats unter zunehmendem Druck. Dazu haben auch einige Nonsens-Texte beigetragen, die, gespickt mit sinnentleerten Fachbegriffen, bei renommierten Zeitschriften eingereicht wurden, das Peer-Review-Verfahren anstandslos passierten und zur Gaudi der Kritiker auch veröffentlicht wurden. Mehr als zu kurzzeitiger Peinlichkeit, die nicht einmal ein Stottern des Systems verursachte, so kommentiert Michael Hartmer die Satire-Einlagen (Forschung&Lehre, 12/17), führte das nicht. Auch der Wissenschaftsrat habe sich mit seinem neuen Positionspapier zu Begutachtungen im Wissenschaftssystem nicht ans Eingemachte getraut, da er weiterhin daran festhalte, daß sie für den Wissenschaftsbetrieb eine „fundamentale Rolle“ spielen. Er begnüge sich daher mit der Forderung, Gutachter müßten auf ihre Aufgabe noch besser vorbereitet werden. Tatsächlich wäre es notwendig, das Gesetz „Publish or perish“ in Frage zu stellen, das Fluten von Papieren auslöst, die immer weniger Personen wirklich lesen. Dieses System zwinge dazu, Publikationen mehr in den Dienst der Karriere als in den Dienst wissenschaftlicher Wahrheitssuche zu stellen. Seit langem bewerten daher auch an deutschen Hochschulen Berufungskommissionen Bewerber allein anhand der Quantität, nicht der Qualität des von ihnen produzierten Papiers. 


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