© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 04/18 / 19. Januar 2018

Frisch gepresst

Lindner. Christian Lindner weiß sich in Szene zu setzen. Während andere Politiker ihre Biographien am Ende einer langen und erfolgreichen Karriere veröffentlichen, präsentierte der FDP-Parteichef seine „Geschichte einer zweiten Chance“ pünktlich nach dem Wiedereinzug seiner Partei in den Bundestag. Der 38jährige erzählt darin seine Erinnerungen an die „Schattenjahre“ der FDP zwischen 2009 und 2017. Das Buch baut auf einer Trias aus Absturz und Wiederaufstieg der Partei, Ausführungen über den bundesdeutschen Liberalismus und dem Menschen Christian Lindner auf. Viel Raum widmet er dem 22. September 2013, dem Tag, an dem die FDP aus dem Bundestag flog. Menschelnd wird es, wenn Lindner seine Kindheit beschreibt, etwa wie er als stark übergewichtiger Junge innerhalb kürzester Zeit 30 Kilo abnimmt – und damit seine Willenskraft beweisen will. Oder wenn das Aushängeschild der Magenta-FDP seine Urlaubserlebnisse mit Partei-Vize Wolfgang Kubicki schildert. Fraglich ist, ob das Buch, das auf die Initiative von Verleger Tom Kraushaar von „vor einigen Jahren“ zurückgehen soll, auch veröffentlicht worden wäre, wenn die außerparlamentarische Opposition im September 2017 nicht beendet worden wäre. (ls)

Christian Lindner: Schattenjahre. Die Rückkehr des politischen Liberalismus. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2017, gebunden, 338 Seiten, 22 Euro





Gauweiler. Was ist eigentlich evangelisch an Bayern? Für den früheren CSU-Minister Peter Gauweiler ist das Protestantische aus der Bavarität nicht wegzudenken. „Nirgendwo im Freistaat ist das Evangelische nur Importware. Seit es den Protestantismus gibt, gibt es ihn in Bayern“, schreibt Gauweiler, für den das Land zwischen Alpen und Main zu einem der Kernterritorien der Reformation gehört. Und nicht wenige bedeutende bayerische Persönlichkeiten, so erfährt der Leser bei der Lektüre, waren Protestanten. Als evangelischer Münchner weiß Gauweiler, von was er spricht, wenn er schreibt: „Mir schmeckt das Protestantische in München und Oberbayern wie Vollkornbrot inmitten eines reichhaltigen Festmahls. Ohne Vollkornbrot kann ich nicht leben.“ Dies sei eine Frage der Lebensqualität. Für den christsozialen Querkopf sind alle Bayern irgendwie Protestanten. „Jedenfalls was die Widerständigkeit angeht und den Individualismus.“ (tb)

Peter Gauweiler: Evangelisch in Bayern. Claudius Verlag, München 2017, gebunden, 160 Seiten, 15 Euro