© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 04/18 / 19. Januar 2018

Haltungsnote
Des Berufs überdrüssig
Gil Barkei

Epizentrum der linksradikalen Ausschreitungen während des G20-Gipfels in Hamburg war die „Rote Flora“. Die schon länger laufende Debatte um eine Schließung des linksautonomen „Kulturzentrums“ im Schanzenviertel hat durch die schweren Krawalle wieder an Fahrt aufgenommen. Harte Gerichtsurteile gegen Randalierer machten den Befürtwortern dieses durchgreifenden Schritts Hoffnung, endlich offene Ohren und tatbereite Hände zu gewinnen. Um so erstaunlicher ist es, daß ausgerechnet ein Interessenvertreter der Hauptbetroffenen linker Gewalt – der Polizei – sich gegen eine Schließung ausspricht. Für den Hamburger Landesvorsitzenden der Gewerkschaft der Polizei (GdP) ist es wichtiger, die „Rote Flora“ im Stadtteil zu integrieren – als wurde das die letzten Jahre noch nicht versucht. Erst bei einer weiteren Eskalation solle das Gebäude geräumt werden – G20 war also noch nicht gewaltätig genug? Müssen erst Polizisten sterben? Grund für das Wegducken sei, daß bei einer Schließung Krawalle wahrscheinlich seien und diese die Polizei wieder bis zum letzten Mann fordern würden. Wenn man als Polizist nicht mehr bereit ist, sich Gesetze mit Füßen tretenden Chaoten entgegenzustellen, sollte man vielleicht den Beruf wechseln.