© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/18 / 26. Januar 2018

Patrick Moore. Der ehemalige Greenpeace-Aktivist stellt heute unbequeme Fragen
Fuchs im Hühnerstall
Boris T. Kaiser

Kohlendioxid ist kein Gift, es tut dem Planeten gut!“ Die Thesen des renommierten Ökologen Patrick Moore haben Sprengkraft, nicht zuletzt aufgrund seiner Biographie. Der 1947 geborene Kanadier gehört zu den Pionieren der Umweltbewegung. Manche sehen ihn gar als Mitgründer von Greenpeace. Das bestreitet die Organisation zwar, kann aber nicht leugnen, daß er Teilnehmer ihrer legendären ersten Aktion von 1971, der Schiffsexpedition zur Alëuten-Insel Amchitka, und jahrelang einer ihrer Chefs war. Die Distanzierung beruht auf Gegenseitigkeit: Dem Doktor der Ökologie gilt Greenpeace heute als unwissenschaftliche Lobbyorganisation. 

Atomkraft, genveränderte Lebensmittel, Schutz des Waldes – kaum ein Thema, bei dem man nicht im Clinch liegt. Zum Bruch kam es 1986, im Streit um eine Greenpeace-Kampagne gegen Chlor. Tatsächlich, so Moore, sei es aber das elfthäufigste Element der Erdkruste, das wichtigste Hygienemittel der Menschheit sowie bedeutender Grundstoff für Medikamente – und er wolle keinen Umweltschutz zu Lasten der Menschen.

Auch beim Thema Erderwärmung zeigt er sich renitent: „Ohne CO2 wäre dies längst ein toter Planet.“ In der Urzeit, erklärt er, sei der Kohlendioxidanteil um das Zehnfache höher gewesen, was zu explosionsartigem Wachstum von Flora und Fauna geführt habe. „Auch heute hätten Pflanzen gern mehr CO2“, schließlich düngten Treibhaus-Gärtner mit Kohlendioxid. Laut Moore nähert sich dessen Konzentration sogar einem gefährlich niedrigen Wert, was zu Pflanzensterben führen könne. Und die Erwärmung des Weltklimas ist für ihn nicht die Folge des vom Menschen erzeugten CO2. Im Gegenteil, der Kohlendioxidanstieg folge auf natürliche Weise der Klimaerwärmung und nicht etwa umgekehrt.

Daß ihn diese Theorie zum Lieblingsfeind der etablierten Klimaschützer macht, überrascht ebensowenig wie die Tatsache, daß er und seine Thesen vom Öko-Erziehungsjournalismus weitgehend verschwiegenen werden. Moore scheint sein Außenseiterdasein allerdings zu genießen. Wohl auch deshalb hat er seine Lachsfarm aufgegeben, um als Berater und Chef der von ihm gegründeten PR-Agentur Greenspirit auf die Wissenschaftsbühne zurückzukehren. Große Vergleich scheut er dabei nicht. Gern zitiert er, auf den Hinweis, die große Mehrheit der Wissenschaftler stehe seinen Thesen entgegen, den in der Publizistik seiner Zeit hochumstrittenen Albert Einstein: „Hätte ich unrecht, genügte ein einziger Autor, mich zu widerlegen!“

Den Grund für die aus seiner Sicht klimawissenschaftliche Einfalt sieht Patrick Moore auch im Auftrag des Weltklimarats IPCC. Dieser laute, nur den menschlichen Einfluß aufs Klimageschehen zu untersuchen – und fände der Rat keinen, würde er ja seine Existenzberechtigung verlieren.