© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/18 / 26. Januar 2018

Ländersache: Saarland
Gutdotierte Bekanntschaften
Christian Schreiber

Im Saarland kennt jeder jeden, heißt es gern. Geräuschlos und harmonisch regieren CDU und SPD die einstige Lafontaine-Hochburg, und genauso harmonisch geht es seit Jahren auch bei der Besetzung lukrativer Posten zu. Die beiden hochdotierten Direktoren der regionalen Lotteriegesellschaft Saartoto werden ebenso paritätisch mit Ex-Politikern besetzt wie andere öffentliche Posten, etwa der des Sparkassen- und Giroverbandspräsidenten. 

Im Gegenzug engagieren sich die fürstlich versorgten „Volksvertreter“ bevorzugt als regionale Sportfunktionäre. Einer von ihnen ist Klaus Meiser. Der 63jährige ist im Hauptberuf Präsident des Landtags in Saarbrücken, nebenbei leitet der CDU-Mann die Geschicke des Landessportverbands, der Dachorganisation aller saarländischen Sportvereine. Von dort gab es zum Jahreswechsel schlechte Nachrichten. Über Jahre hatte der mittlerweile freigestellte Hauptgeschäftsführer ein Defizit von fünf Millionen Euro angehäuft und durch bilanzielle Luftbuchungen verschleiert. Der beauftragten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft will das ebensowenig aufgefallen sein wie dem achtköpfigen Präsidium. 

Man sei gewählt, sich für den Sport zu engagieren und nicht um Bilanzen zu lesen, rechtfertigte sich beispielsweise der Präsident der Turner, immerhin pensionierter Direktor eines Elite-Gymnasiums. Fußball-Chef Franz Josef Schumann erklärte sich schlicht für nicht zuständig – warum auch. Eine Zeitlang war er jedenfalls Sparkassen-Präsident. Eugen Roth schließlich gab an, er könne sich nicht in jedes Detail einlesen. Irgendwo verständlich: Der Boß der Saar-Handballer führt auch noch den regionalen DGB-Ableger und sitzt quasi im Nebenberuf für die SPD im Landtag. 

Dessen Präsident Meiser fühlt sich ungerecht behandelt. Schließlich arbeite er neben seinem Brotberuf ehrenamtlich 20 Stunden pro Woche für die Sportler. Beim Landessportverband stand ihm neben einem beachtlichen Festangestellten-Apparat ein eigenes Sekretariat zur Verfügung. Dennoch versorgte er seine Büroleiterin, die er zuvor aus dem Stand einer einfachen Sekretärin befördert hatte, mit einem Zusatzjob beim Sportverband. Sie soll Protokolle getippt und Termine koordiniert haben. Kostenpunkt: 1.200 Euro pro Monat. Pikantes Detail am Rande: Bei der Dame handelte es sich um seine Lebensgefährtin. Hätte er gewußt, wieviel „Diffamierungspotential“ in dieser Sache stecke, hätte er anders gehandelt, sagte er schließlich. Konsequenzen muß der Christdemokrat nicht fürchten. 

Auch daß er Landtagsdirektor Christof Zeyer zu einem Interview-Termin in Sachen Sport bei einer Regionalzeitung mitgebracht habe, wurde als normal verbucht. Der Mann habe dies schließlich in seiner Freizeit getan. „Mittags um 14 Uhr? Ihm scheint es an Freizeit nicht zu mangeln“, spöttelte die Saarbrücker Zeitung. Zeyers Ausritte in den Saar-Sport waren dann Thema im zuständigen Landtagsausschuß. Dort mühte sich die Mini-Opposition aus Linkspartei und AfD mehr schlecht als recht, Licht ins Dunkel zu bringen; mit mäßigem Erfolg. Einer der SPD-Vertreter dort ist übrigens Oberhandballer-Roth. Auf der CDU-Seite agierte ein junger Parlamentarier auffällig unbeteiligt. Sein Name: Alexander Zeyer. Der Neffe des Landtagsdirektors. Man kennt sich eben.