© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/18 / 26. Januar 2018

„Die Leihmutterschaft degradiert die Frau zum Brutkasten“
„Demo für alle“: Zum zweiten Mal hat das Aktionsbündnis ein Symposium veranstaltet / Thema diesmal: die Öffnung der Ehe für Homosexuelle
Mathias Pellack

Über 300 Polizisten stehen am vergangenen Samstag vor dem Kongreßzentrum „Congresium“ in Kelsterbach bei Frankfurt am Main. Dort haben sich rund 500 Teilnehmer auf dem zweiten Symposium des Aktionsbündnisses „Demo für alle“ versammelt, um ein Zeichen zu setzen für Ehe und Familie. 

Stark geschützt vor befürchteten linksextremen Übergriffen, spricht der Rostocker Rechtsprofessor Jörg Benedict über die Geschichtsvergessenheit der modernen Ehe-Rechtsauffassung. Er erinnert daran, daß in der ursprünglichen Fassung von Artikel 6 GG wortwörtlich von „Mann und Frau“ als Partner die Rede war. Diese Passage sei aber „wegen vermeintlicher Redundanz“ gekürzt worden. Die Ende Juni 2017 beschlossene „Ehe für alle“ widerspreche damit der ursprünglichen und rechtshistorischen Auffassung des Grundgesetzes. 

Auf eine andere Facette zum Symposiumsthema „Öffnung der Ehe – Folgen für alle“ weist derPsychiatriefacharzt Christian Spae-

mann hin. Durch die „Ehe für alle“ seien den Gefahren für die Kindererziehung durch gleichgeschlechtliche Paare Tür und Tor geöffnet worden. Bei einem „fehlenden Elternteil“ sei eine „schwerwiegende Traumatisierung des Lebensnarrativs der betroffenen Kinder feststellbar“, mahnt Spaemann. Diesen fehle ein Stück Geschichte, wie auch ein Rollenvorbild, da Vater und Mutter der Tendenz nach andere Vorlagen für die Kinder zum Nachahmen anböten. Kindern mit zwei Vätern etwa würde es an einem „Vorbild für Mitgefühl und Empathie mangeln“.

Den Höhepunkt der Veranstaltung liefert die österreichische Bioethikerin Stephanie Merckens, die die Ähnlichkeit von Prostitution und Leihmutterschaft aufzeigt. „Die einen verkaufen ihre Sexualität, die anderen ihre Fruchtbarkeit.“ Das in Deutschland geltende Verbot der Leihmutterschaft werde durch die „Geburt der Kinder im Ausland“ und den anschließenden Import der Babys umgangen. Die zumeist älteren Zuhörer nicken, als die 41jährige fortfährt: Dies sei einerseits „Kinderhandel“, aber andererseits ein häufig genutzter Weg, da die „rechtliche Anerkennung der importierten Kinder durch den Gesetzgeber möglich“ sei, kritisiert Merckens, die Mitglied der Bioethikkommission des neuen österreichischen Bundeskanzlers Sebastian Kurz (ÖVP) ist. Dies stehe im scharfen Kontrast zum Verbot der Leihmutterschaft, das in Deutschland und Österreich als ein Gesetz zum Wohl des Kindes gedacht sei. Attraktiv wäre das Anbieten der eigenen Fruchtbarkeit vor allem für arme Russinnen oder Inderinnen, die nur vor der „Alternative stehen, eine Niere zu spenden oder Leihmutter zu werden“.

Dem schließt sich die Publizistin Birgit Kelle an: „Nichts degradiert die Frau mehr zu einem Brutkasten als die Leihmutterschaft.“ Im Gegensatz zur Weltsicht vieler Linker sei das Kernproblem nicht etwa die Rolle der Frau als Mutter, die sie zu einer „reinen Brutstätte“ mache. Die Möglichkeit, die „Mutterschaft zu leihen“, widerspreche einer „gesellschaftlichen Nachhaltigkeit“, betont die vierfache Mutter. „Tausende Jahre war es für Homosexuelle biologisch unmöglich, Nachkommen zu zeugen.“ Die Autorin fordert eine ehrliche und tatsächliche Debatte um die „Ehe für alle“. Denn die sei dem deutschen Volk durch die kurzfristige Bundestagsentscheidung verwehrt worden.

Die Teilnehmer und Veranstalter sehen sich unter Applaus bestätigt. Sowohl die Sprecherin der „Demo für alle“, Hedwig von Beverfoerde, als auch der Deutschlandchef der Stiftung CitizenGO, Eduard Pröls, loben den strukturierten und ruhigen Ablauf. 

Lediglich wenige Gegendemonstranten finden den Weg nach Kelsterbach. Die meisten Polizeifahrzeuge verschwinden noch während der Veranstalung. Lediglich ein Teilnehmer weiß am Ende von einem Übergriff zu berichten. Seine von Linksextremen  mit buntem Konfetti geschmückten Haare bezeichnet er kurzerhand als eine Auszeichnung für Meinungsfreiheit. „Denn zu nichts anderem sind wir hier versammelt.“