© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/18 / 26. Januar 2018

Zeitschriftenkritik: Militär & Geschichte
Freikorpskämpfer, verraten und verachtet
Werner Olles

Das Ende des Ersten Weltkrieges brachte nicht nur die alliierten Waffenstillstandsbedingungen, das Versailler Diktat und die Abdankung des Kaisers mit anschließender Ausrufung der Republik, sondern auch den kommunistischen Spartakistenaufstand in Berlin. Die meuternden Matrosen, die sich den „Roten“ angeschlossen hatten und mit dem Spartakusbund um Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht eine Räterepublik forderten, während der Sozialdemokrat Friedrich Ebert freie Wahlen zur Nationalversammlung wollte, trafen jedoch auf entschiedene Gegner. Es waren dies Freiwilligenverbände, die von Beginn an in die Struktur des Reichsheeres eingebunden waren.

Diese Freikorps – wie das Freikorps Roßbach, die „Maercker-Jäger“, die Eiserne Division, das Freikorps Oberland oder die Brigade Erhardt – bestanden aus ehemaligen Offizieren, arbeitslosen Berufssoldaten, patriotischen Studenten, verarmten Bauern und ruinierten Handwerkern und Kleinbürgern. Sie schlugen den Berliner Aufstand nieder, befreiten Bayern vom anarchistischen Terror, schützten die konstituierende Versammlung in Weimar, die Unabhängigkeit der baltischen Länder und im Grenzkampf Oberschlesien. Als der Versailler Vertrag die Auflösung der Freikorps verlangte, marschierte die Brigade Erhardt auf Berlin, es kam zum „Kapp-Putsch“. Doch vor der Auflösung der Freikorps gab es im Ruhrgebiet schwere Gefechte mit der „Roten Ruhr-Armee“. Ein letztes Mal bewiesen die Freikorps ihre Stärke und rangen die Aufständischen nieder. In seinem Beitrag „Im Dienst der Republik“ in der aktuellen Ausgabe (Nr. 2/2018, Februar/März) der Zeitschrift Militär & Geschichte beschreibt der Historiker Alain Felkel den Opfergang der von allen Seiten verratenen und verachteten Freikorpskämpfer, denen das bürgerliche Sekuritätsdenken fremd war, und die allzu leichtfertig zu Vorreitern der nationalsozialistischen Bewegung erklärt wurden. 

Der Historiker Roman Töpel befaßt sich in seinem Beitrag „Verschleierte Fehler“ mit der größten Schlacht des Zweiten Weltkriegs. Die am 5. Juli 1943 begonnene Sommeroffensive auf Kursk trug den Decknamen Operation „Zitadelle“. Zunächst erlangten die Deutschen zwar Erfolge. Doch nach neun Tagen brach Hitler das Unternehmen ab. Der Autor geht der Frage nach, ob die Deutschen hier einen Sieg verschenkten und gelangt zu dem Fazit, daß nicht nur das Unternehmen „Zitadelle“, sondern die gesamten Sommerkämpfe 1943 an der Ostfront sich verheerend auf die Kampfkraft der Wehrmacht auswirkten, die die höchsten Verluste seit Kriegsbeginn hinnehmen mußte. Selbst Propagandaminister Goebbels vermerkte in seinem Tagebuch: „Unsere Soldaten sind abgekämpft, unsere Divisionen ausgeblutet.“

Weitere Beiträge befassen sich mit „Polens Blauer Armee“, der Rolle Österreichs im Kalten Krieg, und der 80-Zentimeter-Kanone Dora, jenem gigantischen Eisenbahngeschütz, das 1942 bei Sewastopol zum Einsatz kam, aber alle logistischen Dimensionen sprengte.

Kontakt: Militär und Geschichte, Postfach 1280, 82197 Gilching. Das Einzelheft kostet 4,20 Euro, ein Jahresabo 23,40 Euro. 

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