© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/18 / 26. Januar 2018

CD-Kritik: Andrea Chudak – Robert Schumann
Schlafstatt
Jens Knorr

Himmlische Längen“ bescheinigte einst Robert Schumann der C-Dur-Symphonie, der „Großen“, von Franz Schubert. Unhimmlische Längen beschert die Sopranistin Andrea Chudak den Liedern Robert Schumanns, obwohl deren keines länger als vier Minuten dauert.

„Durch die Nacht mit Robert Schumann“ lautet der Untertitel ihrer Aufnahme von Bearbeitungen seiner Lieder, aber – Hüte dich! – wir werden keineswegs Voyeure Schumanns letzten Aufenthalts in der Irrenanstalt Endenich bei Bonn, sondern geradewegs Ohrenzeuge Chudaks allgemein nachtgedanklich-romantisierenden Liederstraußes, zu dem sie im Verein mit dem Cello-Duo Tolkar Lieder aus ganz unterschiedlichen Schaffensphasen und Werkzusammenhängen gebunden hat. Sie sollen uns „von der Abenddämmerung durch die Nacht bis zum Morgen“ führen.

Der Gebrauch des Kopfes beschränkt sich auf den Gebrauch einer nicht sehr einladenden Kopfstimme, körperlos im Piano, unkontrolliert flattrig im Forte, insgesamt modulations- und ausdrucksarm. Die Bearbeitungen für Celli und Gesang von Bo Wiget sind von tiefempfundener Banalität. Sie arbeiten an den Liedern vorbei, wenn nicht sogar ihrem Wahrheitsgehalt entgegen. In einigen Fällen („Wiegenliedchen“, „Träumerei“) sinken sie zu handfestem Kitsch herab. Was will dieses Grau’n bedeuten?

Hüte dich, bleib wach und munter! Durch die Nacht mit Robert Schumann

Antes Edition/Bella Musica 2017  www.bella-musica-edition.de