© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/18 / 26. Januar 2018

Frisch gepresst

US-Einfluß. Rußland ist weder eine marktkonforme Demokratie noch eine „offene Gesellschaft“. Wie beim derzeitigen US-Amtskollegen gilt für Wladimir Putin gilt: „Russia first“. Deshalb wetteifern nicht nur deutsche Olivgrüne mit US-Neocons mit der irrwitzigsten Idee für einen Regime change im Kreml. Dies und die Russophobie in den selbsternannten Qualitätsmedien sorgt den altlinken Schriftsteller Wolfgang Bittner, der eine reale Kriegsgefahr heraufziehen sieht. Und nicht nur das: Der 76jährige, der „in einer verschwörungstheoretischen Manier den US-Einfluß auf deutsche Medien und Politiker beklagt“ (Die Welt), sieht angesichts des von ihm nachgezeichneten Ukrainekonflikts eine „Eroberung Europas durch die USA“. Doch seit 2014, als sein Erfolgsbuch erstmals erschien, hat sich einiges verändert. Die vollkommen überarbeitete dritte Auflage ist nun doppelt so dick. Und Donald Trumps „American first“ könnte Regime-change-Ambitionen dämpfen – wenn nicht „inszenierte Zwischenfälle unter falscher Flagge“ dazwischenkommen. (fis) 

Wolfgang Bittner: Die Eroberung Europas durch die USA. Eine Strategie der Destabilisierung, Eskalation und Militarisierung. Westend Verlag, Frankfurt 2017, broschiert, 254 Seiten, 18 Euro





Gottlos. Philipp Möllers Erweckungserlebnis war die Lektüre eines kirchenkritischen Buches des Politologen Carsten Frerk. Dessen bahnbrechende Erkenntnis: Die Kirchen in Deutschland leben nicht nur von der Kirchensteuer, sondern auch von allgemeinen Steuergeldern. Zu seiner großen Aufgabe macht es sich der Pädagoge, von dem es heißt, bei ihm wäre selbst Jesus zum Atheisten geworden, seinen neugewonnenen Eindruck über die Kirchen deutschlandweit kundzutun. Bekannt wurde der 37jährige Möller mit seinem Bestseller „Isch geh Schulhof“. Nun nimm er den mühseligen Kampf gegen die „Kirchenrepublik Deutschland“ auf. Dabei berührt Möller theologische Debatten nicht einmal am Rande. Stattdessen macht sich der Berliner, mittlerweile für die Giordano-Bruno-Stiftung aktiv, über Gläubige lustig, indem er die Taufe ins Lächerliche zieht, Religionsunterricht zur „frühen Markenbindung“ degradiert und soziale Tätigkeiten von Christen als Geschäftemacherei verspottet. Die locker-flotte Sprachhülle kann dabei Möllers inhaltslosen Kern indes nicht verdecken. (ls)

Philipp Möller: Gottlos glücklich. Warum wir ohne Religion besser dran wären. Fischer Verlag, Frankfurt am Main, 2017, broschiert, 320 Seiten, 14,99 Euro