© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 06/18 / 02. Februar 2018

„Liederbuch-Skandal“ um die FPÖ
Von langer Hand geplant
Andreas Unterberger

Drei Tage vor Wahlen in Niederösterreich, Österreichs größtem Bundesland, war der FPÖ-Spitzenkandidat Udo Landbauer plötzlich so unter Beschuß gekommen, daß er zwei Tage lang untergetaucht ist. Dennoch hat die FPÖ ihre Mandatszahl verdoppelt. Freilich: Ohne dieses plötzliche Bombardement hätte sie wohl noch mehr gewonnen. Einige Wähler sind zur ÖVP gewechselt und haben dieser überraschend wieder zur absoluten Mehrheit verholfen. Die Dinge, die da den FPÖ-Siegeszug gebremst haben, sind freilich gravierend. Die Burschenschaft jenes Spitzenkandidaten (rund 70 Mitglieder) hatte seit Jahrzehnten ein Liederbuch mit üblen antisemitischen und die Waffen-SS verherrlichenden Texten. Der FPÖ-Mann will diese zwar nicht gekannt haben. Das ist aber wenig glaubwürdig. Genauso anrüchig ist freilich, daß die „spontan“ empörten Linksmedien davon erst genau zur Wahl erfahren haben wollen. Die Sache war zweifellos von langer Hand vorbereitet.

Die FPÖ – einst ein Auffangbecken der „Ehemaligen“ – bemüht sich seit langem intensiv, alle Anklänge Richtung Antisemitismus oder Nationalsozialismus auszumerzen. Aber im Umfeld – und die Burschenschaften gehören zu diesem – gibt es noch sehr viel auszumisten.






Dr. Andreas Unterberger war 14 Jahre Chefredakteur der Presse und der Wiener Zeitung und betreibt den Blog www.andreas-unterberger.at.