© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/18 / 09. Februar 2018

Lesereinspruch

Johannes 14,21

Zu: „Von der Lust des Almosengebens / Helfen als Passion“ von Jost Bauch (JF 5/18)

Mit Freude und Gewinn lese ich stets die Analysen von Professor Bauch. Nicht so diesmal. Meine Entgegnung: Gute Werke dürfen froh machen, dürfen „Lust“ sein. Immanuel Kant, der freudlose Protestant, verbietet das ja – selbst Friedrich Schiller hat solches trockene „Pflichtenethos“ in Versen amüsiert. 

Gute Werke um des Himmelreiches willen und der Vorfreude darauf sind biblisch begründet: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.“ (Johannes 14, 21). Den Mönchen und Heiligen vieler mittelalterlicher Jahrhunderte echte Nächsten- und Gottesliebe abzusprechen („Erst Luther sollte mit diesem Spuk … aufräumen“), ist ziemlich dumpf. Für Arme sorgen, Hospitäler für Arme errichten, Pestkranke begraben – das alles nur aus einer Art religiösem Egoismus? 

Luther, der die Bauern zu morden befahl, war gewiß nicht von einer Nächstenliebe „allein aus dem Glauben“ erfüllt.

Klaus Elmar Müller, Burgbrohl