© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/18 / 09. Februar 2018

Zeitschriftenkritik: Medizin & Ideologie
Die wahren Wurzeln Europas
Werner Olles

Eine Gruppe europäischer Gelehrter, unter ihnen der deutsche Philosoph Robert Spaemann und Roger Scruton aus Großbritannien, hat im Oktober 2017 ein Manifest mit dem Titel „Fundamente. Die Pariser Erklärung – Ein Europa, wo(ran) wir glauben können“ veröffentlicht (JF 42/17). Komplett abgedruckt, bildet es jetzt den Mittelpunkt in der aktuellen Ausgabe (4/17) der von der Europäischen Ärzteaktion herausgegebenen, vierteljährlich erscheinenden Zeitschrift Medizin & Ideologie.

In 36 programmatischen Punkten kritisieren die Verfasser die globale Propagierung eines falschen, utopischen Europa-Zerrbildes und zeigen die wahren Wurzeln Europas auf. In einer Zeit vehementer Krisen – religiös, politisch, ideengeschichtlich, gesellschaftlich, ökologisch und ökonomisch – erklären sie Europa zu unserer Heimat, die zu uns gehört und zu der wir gehören. Es gehe dabei um „geteilte Geschichte, Hoffnungen und Liebe“, aber auch um „althergebrachte Gewohnheiten, Pathos und Schmerz“: „Gewöhnliche Landschaften und Ereignisse sind aufgeladen mit besonderer Bedeutung – für uns, aber nicht für andere. Heimat ist ein Platz, an dem die Dinge vertraut sind und wir wiedererkannt werden. Das ist das echte Europa, unsere wertvolle und unersetzliche Zivilisation und Kultur.“

Europa sei jedoch in all seiner Größe und seinem Reichtum gefährdet durch ein falsches Verständnis seiner selbst. Durch eine selbstgefällig gezeichnete einseitige Karikatur unserer Geschichte sei dieses falsche Europa unüberwindbar vorurteilsbehaftet gegenüber der Vergangenheit. Es erkläre sich zum Vorbild einer universalen Gemeinschaft, „die aber in Wirklichkeit weder universal noch eine Gemeinschaft ist“. Das wahre Europa sei eine Gemeinschaft von Nationen. Heute verfestige sich hingegen eine Kultur der Ablehnung des Eigenen, ein nicht funktionierender Multikulturalismus, eine sich permanent vergrößernde technokratische Tyrannei, die sich als Ersatzreligionen offenbaren. Daher brauche es verantwortungsvolle Staatsmänner und eine neue Staatskunst, als Alternative zu einem ziellosen Materialismus und Relativismus, der Europa inzwischen dominiere.

Das Manifest endet mit der Aufforderung, die Ablehnung der Phantasterei einer multikulturellen Welt ohne Grenzen zu unterstützen und unsere Heimatländer zu lieben: „Als Europäer haben wir auch ein gemeinsames Erbe, und dieses Erbe fordert von uns gemeinsam und in Frieden in einem Europa der Vaterländer zu leben. Laßt uns unsere nationale Souveränität erneuern und die Würde einer geteilten politischen Verantwortung wiederfinden, für Europas Zukunft.“ 

Weitere Beiträge in Medizin & Ideologie befassen sich mit dem Thema „Medizin und Theologie“ (Manfred M. Müller) und der „Medizinethik“ im Hinblick auf Hirntod und Transplantationsmedizin: „Sterben als soziales Konstrukt?“ (Axel W. Bauer).

Kontakt: Europäische Ärzteaktion in den deutschsprachigen Ländern, Vordertullnberg 299, A-5580 Tamsweg. Das Einzelheft kostet 4 Euro, ein Jahresabo 16 Euro. 

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