© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/18 / 09. Februar 2018

Aufschrei gegen Ausländerkriminalität
Internetkampagne: Mit der Aktion #120db protestieren junge Frauen gegen zunehmende sexuelle Übergriffe
Ronald Berthold

Nach der Lautstärke eines Taschenalarms, den Frauen aus Schutz vor Übergriffen bei sich tragen, hat sich eine Internet-Aktion benannt, die sexuelle Gewalt von Zuwanderern und die Untätigkeit der Politik anprangert: #120db (120 Dezibel). Unter der Überschrift „So kann es nicht weitergehen“ rufen Frauen dazu auf, Gesicht zu zeigen und von „Erfahrungen mit Überfremdung, Gewalt und Mißbrauch“ zu erzählen.

Ein Video dazu ist bereits Zehntausende Mal im Netz angeklickt worden. In dem dreieinhalbminütigen Film treten zehn Frauen auf. Zunächst nennen sie die Namen von Ermordeten und Vergewaltigten. „Ich wurde in Kandel erstochen, ich wurde in Malmö vergewaltigt“, sagt dann eine junge Frau in die Kamera.

Das mit Klaviermusik unterlegte Video mit seinen kurzen Sätzen wirkt professionell. Die Frauen klagen nacheinander an: „Wir sind nicht sicher, weil ihr uns nicht schützt.“ – „Weil ihr euch weigert, unsere Grenzen zu sichern.“ – „Weil ihr euch weigert zu kontrollieren, wer hereinkommt.“ – „Weil ihr euch weigert, Straftäter abzuschieben.“ – „Weil ihr lieber jede Kritik an euch zensiert, als uns ernst zu nehmen.“ – „Weil ihr uns lieber sterben laßt, als eure Fehler einzuräumen.“ Das „Ihr“ wird nicht benannt, klar ist aber, damit sind die politisch Verantwortlichen gemeint: „Ihr habt das gewußt, Ihr habt uns geopfert.“

Die Anklage gegen die Folgen der Flüchtlingspolitik hat scharfe Kritik hervorgerufen. „Tagesschau.de“ behauptete kurz nach Start der Aktion, die Frauen versuchten, „Stimmung gegen Flüchtlinge zu machen“. Die meisten Übergriffe, so heißt es in dem Beitrag, passierten im Bekannten- und Verwandtenkreis. Die Kampagne blende das aus: „Stattdessen werden solche Straftaten allein mit der Flüchtlingspolitik in Verbindung gebracht, um Ängste zu schüren und die Stimmung in Deutschland anzuheizen.“ Dahinter stecke die Identitäre Bewegung. Die Homepage zu „120 Dezibel“ habe deren Sprecher Martin Sellner angemeldet. Gegenüber journalistenwatch.com räumte dieser das ein, betonte aber, „120db ist keine offizielle Aktion der IB, obwohl ich die Sache unterstütze“. Die Frauen hätten ihn gebeten, „die Domain für sie in meinem Namen zu registrieren, nachdem sie die Idee hatten“. Seine Adresse sei ohnehin schon bekannt. Mutmaßlich linksextreme Täter hatten kürzlich einen Brandanschlag auf Sellners Auto verübt.