© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/18 / 23. Februar 2018

Südafrikas Präsident räumt auf
Blut ist dicker als Wasser
Jürgen Liminski

Man kann Afrika nicht über einen Kamm scheren. Dafür ist der Kontinent einfach zu riesig. China, Kanada und die Vereinigten Staaten von Amerika fänden Raum in Afrika. Dennoch gibt es Linien, die sich längs und quer durch den Kontinent ziehen. Dazu gehört in erster Linie die auswuchernde Korruption. Sie lähmt wie ein Gift jedwede volkswirtschaftliche Bemühung und war in Südafrika unter dem vormaligen Präsidenten Jacob Zuma besonders ausgeprägt. Damit soll nun Schluß sein in der größten Wirtschaftsnation des Kontinents. Und das ist zunächst eine verheißungsvolle Nachricht vom Kap der Guten Hoffnung.

Der neue Präsident Cyril Ramaphosa räumt auf. Allerdings noch nicht in der Regierungspartei ANC. Denn auch er steht im Ruch der Korruption, und ohne Partei kann er das Land nicht aus der Stagnation herausführen. Zuma lebte ganz in der Vergangenheit und fühlte sich, wie viele Präsidenten in Afrika, als Häuptling eines mächtigen Stammes, dem man nicht widerspricht. Der ANC war sein Stamm. Das ist das zweite schleichende Gift Afrikas: die personalisierten, fast mythisch verstiegenen Machtstrukturen, die einen fairen Wettbewerb verhindern, die Korruption befeuern und de facto ethnische Grenzen ziehen, die jede Demokratie verzerren. Hier war die Nation Südafrika schon mal weiter.