© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/18 / 23. Februar 2018

Aufgeschnappt
Löwen ohne Liebe
Matthias Bäkermann

Immer mehr Fußballvereine erleben eine massive Politisierung, nicht nur der Fanszene. Kaum ein Bundesligaclub kommt derzeit ohne ritualisierte Bekenntnisse „gegen Rechts“ aus. Und manche Ultra-Gruppe auf den Rängen ähnelt mittlerweile in Aufzug und Gegröle der Antifa zum Verwechseln.

Auch der Münchner Traditionsclub TSV 1860 hat eine Gruppe „Löwen-Fans gegen Rechts“, über die das Vereinsportal „Die blaue 24“ stolz berichtet. Vergangenen Dienstag geriet jedoch die Gesinnung von Stephanie Dilba, als Fan gegen Rechts engagiert und zudem Mitglied im Wahlausschuß der „Sechziger“, in die Kritik. Dilba wurde während einer TV-Doku über den Münchner Arbeiterbezirk Giesing gefilmt, wie sie am Verkaufsstand hellblau-weiße Trikots und Schals verkaufte. Allerdings lagen auch Aufkleber mit der Botschaft „Still not loving Ismaik“ aus, die auf den Investor und Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik anspielen. Dem jordanischen Milliardär werfen viele Fans vor, am Abstieg der „Löwen“ aus dem Profigeschäft in die Niederungen der Bayernliga großen Anteil zu haben. Weil aber Kritik an einem Araber niemals zu „Vielfalt, Toleranz und Leidenschaft“ passe, fordert jetzt „Die blaue 24“, daß die 1860-Vereinsführung diesen Rassismus-Fauxpas erklären müsse.